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Long Hello and Short Goodbye

BRD 1999 (Long Hello and Short Goodbye) Regie Rainer Kaufmann, 95 Min. FSK ab 16

Kann ein großer Film leer sein? Klar - das zeigt fast jeder Erfolg aus Hollywood. Rainer Kaufmann machte es bei "Long Hello and Short Goodbye" ähnlich: Die Ambitionen zu einem großen Kinofilm sind in jeder Faser des Films zu spüren, doch mit zunehmender Lauflänge breitet sich eine Leere im Kopf aus, die schließlich schmerzlich wird.

Sie nennt sich Melody und ihn Panzerknacker. Melody (Nicolette Krebitz) ist ein Polizeispitzel. Sie macht sich mit ihrer Mädelhaftigkeit getarnt an den "Panzerknacker" - den Einbrecher Ben (Marc Hosemann) - ran, der nach dem Wunsch des Kommissars Kahnitz (Dietrich Hollinderbäumer) sofort nach der Entlassung wieder rückfällig werden sollte. Weil die Undercover-Agentin selbst kriminell geworden ist, hat sie der fiese Boß in der Hand. Daß dieser ein ganz mieses Schwein ist, zeigt sich kurz und knapp darin, wie hinterhältig er dem Pizzaboten eine Mark Trinkgeld vorenthält. Nun tut Melody so als wenn sie ganz naiv wäre, ein dummes Mäuschen, das sich öfter in den Falschen verliebt. Dabei ist Melody in Wirklichkeit ganz naiv, ein dummes Mäuschen, das sich öfter in den Falschen verliebt.

Melody sagt ihren Opfern immer die Wahrheit: sie sei von der Polizei und wolle ihn in den Knast bringen, aber keiner glaubt es. Es ist auch nicht so einfach, der Nicolette Krebitz etwas zu glauben. Dennis (Martin Glade) steckt deswegen jetzt in der Psychiatrischen. Opfer einer Psychopharma-Attacke und Patient von Frau Hoger - schrecklich!

Ben und Dennis sind zwei Freunde - oder zwei ehemalige Freunde, von denen der eine den anderen verraten hat? Bei solchen Gangster-Geschichten geht es immer wieder um Vertrauen, Verrat und Pferde (nur damit der Stabreim stilecht weitergeht ...). "Ich mußte einfach pissen" erklärt Dennis, weswegen er beim letzten Bruch im entscheidenden Moment weg war. Es geht auch um Rache. Die will der Kommissar, und damit ist der ganze Film schon gelaufen. Denn die Figuren sind zwar wie die Dialoge ungeheuer cool. Aber hinter dem glänzenden Lack bleibt das alles ziemlich doof.

Kaufmann legte etwas Aufsehenerregendes hin: Der ganze Film ist richtig gut gestylt, die ganze Geschichte ausreichend eigenartig, um Interesse zu wecken. Auch die Dialoge sagen das, was sie immer sagen, aufgepeppter als gewohnt. Schade, daß es trotzdem nicht funktioniert, daß man sich immer wieder fragt, "warum machen die so einen Blödsinn ..." Worum sich eigentlich alles drehte, bleibt selbst nach dem wilden, blutigen Finale unklar. Weshalb der Oberbulle einfach jemanden in den Fuß schießen kann, noch rätselhafter. Da hat sich der Film endgültig vom halbwegs "Realistischen" verabschiedet. Das Finale präsentiert noch blutige Küsse und eine Portion "häßlicher Einrichten" gemischt mit "schöner Morden".

Auffällig sind auch die originellen Nebenrollen, allen voran Sunnyi Melles und Axel Milberg als schräges Gauenrpärchen. Frau Hoger als Leiterin der Psychiatrie mit Anklängen an Dr. Caligari sowie Katja Riemann als Waffenhändlerin mit Vergangenheit glänzen mit kleinen, umso prägnanteren Rollen. Aber die wichtigen Parts sind leider sehr schwach (gespielt?). Irgendwann deutet die Filmmusik die Internationale an, dann fragt man sich erneut. So wie man sich dauernd fragt, etwa bei dem englischen und anscheinend völlig bezugslosen Titel. Ein fraglicher Film in sehr guter Form!


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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