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Late Show

BRD 1999 (Late Show) Regie Helmut Dietl, 111 Min. mit Harald Schmidt, Thomas Gottschalk, Jasmin Tabatabai, Dieter Pfaff, Veronika Ferres FSK ab 12

Der neue Film von Helmut Dietl, dem Regisseur von "Monaco Franze" und "Kir Royal", war als TV-Produktion angedacht und realisiert worden. Da sich aber in Deutschland mehr und mehr Fernsehkram auf die anspruchsvollere Leinwand traut und nach dem Erfolg von "Rossini" wohl große Dietl-Sehnsucht herrschte, bringt man die "Late Show" jetzt ins Kino. Wobei die Defizite nicht zu übersehen sind: Die Handlung um den Aufstieg des Radiomoderators Hannes Engel (Thomas Gottschalk) bietet einen Skandal, viele bekannte Nasen und Gesichter, gemeine Spitzen gegen das TV-Geschäft. Doch für zwei Stunden Kino ist dies alles sehr dünn. Insider haben mehr vom Ratespiel, wer wen spielen soll, doch die erwarten allerdings auch mehr.

Daß der Sender "Tele C" ähnlich klingt und krankt wie TBC (Tuberkulose), macht das häßlich kalte Licht auf all seine Medienfuzzis klar. Programmdirektor Conrad Scheffer (Harald Schmidt) verzweifelt vor allem an der abstrusen Night Show von Talkmaster Mick Meyer (Dieter Pfaff). Die originelle Stimme eines Hannes Engels (Thomas Gottschalk) kommt da gerade recht aus dem Radio. Bevor jedoch Engel der neue Star ist, muß ein alter um die Ecke gebracht, ein Sender heruntergewirtschaftet und bei Engel eine verständliche Abneigung gegen das TV-Geschäft überwunden werden. Besonders schwierig ist dies, weil gerade Scheffers Assistentin Carla Sperling (Jasmin Tabatabai) Engels Lebensgefährtin Maria Keller (Veronika Ferres) gefeuert hat ...

Es ist ein Ausschnitt aus der nicht so aufregenden Geschichte der deutschen Late Night Talkshows: Mit Thomas Gottschalk, der sich früh in diesem Format versucht hat (und später irgendwo in der Late-Nachmittag-Show gelandet ist) und vor allem mit Harald Schmidt, der unumstritten umstrittenen Erfolgsfigur des nächtlichen Talk- und Blödelformats. Dietl ist recht gemein gegen all diese verlogenen Figuren des TV-Geschäftes. Selbst der anfangs so integere Engel macht letztendlich die schmutzige Show mit.

"Late Show" ist auch eine große Köln-Show - wie passend, spielten doch sowohl die Harald Schmidt-Show als auch die Wochenshow für einen am Rhein ansässigen Produktionspool großen Erfolg ein. Und bei der ersten Vorführung in der Cine- und Mediendom-Stadt sah man Ex-RTL-Chef Dr. Thoma im Publikum und auf der Leinwand: Als Medienmogul mit alpenländischen Akzent zog ein "Herr Dr." im Hintergrund die Fäden. Natürlich muß man bei diesen Entschlüsselungen den Kirch im Dorfe lassen. Schon bei "Rossini", der Satire auf die (Münchener) Film-Schickeria, wollten alle von Autor und Regisseur Dietl wissen, wer wo hinter steckt. Aber Eins zu Eins-Interpretationen wären zu einfach und noch uninteressanter. Immerhin ist Harald Schmidt diesmal der Senderchef und Gottschalk talkt in der (alten) Schmidt-Kulisse ...

Komödiantisch-parodistisch spielen die beiden gut mit. Auch die anderen prominenten Auftritte ragen aus dem mittelmäßig komischen Filmchen mit Überlänge heraus. Jasmin Tabatabai ist ganz exzellent ekelhaft als karrieregeile, falsche Schlange mit Killerblick. Und eine vortreffliche Antwort auf den verlogenen, sexistischen Schweinehund Conny: Eine "Oberdreckssau", die auf diesen Titel stolz ist - gespielt von Schmidt, der sich auch immer gerne Sexismus vorwerfen läßt. Veronika Ferres spielt erneut im Film ihres Lebenspartners Dietl eine dumme, unterforderte Schauspielerin.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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