Der letzte Actionheld

USA (Last Action Hero) John McTiernan

Von Günter H. Jekubzik

Aachen. Jack Slater ist "Der letzte Actionheld". Seine Filme bestehen aus explodierenden Autos, wilden Schießereien und vollkommen übertriebener Action. Slaters größter Fan ist der elfjährige Danny Madigan: Für den neuesten Film seines Idols schwänzt er die Schule. Sogar abends stiehlt er sich aus dem Haus, um den neuen "Jack Slater IV" schon in der Nacht vor der Premiere zu sehen. Nick, der alte Vorführer des prächtigen, aber heruntergekommen Kinos Pandora lud seinen jungen Freund Danny mit einer goldenen Eintrittskarte zu dieser ganz besonderen Privatvorführung ein. Sie wird zu einem großen Abenteuer, denn das goldene Ticket zaubert den Jungen mitten in den Film, hinein in eine atemberaubende Verfolgungsjagd.

Der neue 'Schwarzenegger' ist ein cleveres Spiel mit Publikumserwartungen. Neben den rasanten Szenen bietet er spielerisch ein Modell von Zuschauer-Identifikation. Das von Arnold Schwarzenegger in der Werbung angebotene Kinoticket zeigt, was jedes Billett sein sollte: Die Zugangskarte zu einer anderen Welt; die Möglichkeit, ganz vom Film aufgenommen zu werden, so wie es Danny passiert.

Damit allen klar wird, daß in der "Jack Slater"-Ebene eine Kunstwelt zu sehen ist, versammeln sich die Stars um Schwarzenegger: Sharon Stone stöckelt zwischen all den schönen Frauen im Hintergrund herum, das Terminator-Modell T-1000 arbeitet auf dem Police-Department neben Jack Slater und Humprey Bogart, Tina Turner spielt eine Bürgermeisterin.

Dannys Auftritt in dieser Welt stellt Slater vor große Probleme: Woher weiß dieser kleine Junge immer, was demnächst geschehen wird? Wieso ahnt er, daß ich gleich "I'll be back" sage? Bin ich tatsächlich nur ein erfundener Charakter?

Als dann die Handlung aus dem 'Film im Film' wieder in die 'Realität im Film' wechselt, zeigt sich die Beschränkung der Leinwandwelt. Slater hört erstmals klassische Musik, die in seinen Filmen nie vorkommt. Seine Hand schmerzt, wenn er eine Scheibe einschlägt und ein Leben ist plötzlich nicht mehr so einfach ersetzbar.

Die Übergänge zwischen den Welten in der Art von "Purple Rose of Cairo", das Eindringen oder Einmischen in die Fiktion wird - allerdings weniger publikumsträchtig - auch von Peter Greenaway in seinem neuen Film "Das Wunder von Macon" behandelt. John McTiernan, der Action-Regisseur ("Predator", "Die Hard", Jagd auf Roter Oktober"), schwankt zwischen originell präsentierten Grundlagen einer Fiktions-Philosophie und einfachen Platitüden. Er hängt zwischen zwei Kinos: Das Action-Publikum wird zuwenig von ihrem Lieblings-Kaliber finden und alle anderen wird der Name Schwarzenegger erst einmal von der gar nicht so dummen Komödie mit und über Action abschrecken. Das war wohl auch die Hauptursache für den mäßigen Erfolg in den USA, denn mit sehr witzigen Szenen, hervorragenden Nebenrollen von Charles Dance, Joan Plowright oder Robert Prosky (dessen Nick eine Hommage an alle engagierten Vorführer ist) bietet "Der letzte Actionheld" Unterhaltung für viele Publikumsschichten.

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Meldung:

Schwarzenegger-Flop führt zum Medienkampf in Los Angeles

Eine kleine Meldung in der Los Angeles Times führte zu einer Riesendrohung des Filmproduzenten Columbia Pictures. Der Freie Mitarbeiter Jeffrey Wells berichtete über Gerüchte von einer zweiten Testvorführung des neuen Schwarzenegger-Films "Last Action Hero": Die Publikumsreaktionen seien niederschmetternd gewesen. Columbia Pictures (eine Sony-Tochter), die bislang nur positive Äußerungen zur ersten 'Preview' verlauten ließen, dementierten die Gerüchte und forderten von der renommierten Tageszeitung eine Disziplinierung des Mitarbeiters. Die Investition von achtzig Millionen Dollar, die auf dem Spiel steht, macht das Studio scheinbar gereizt. Der mit großem Aufwand beworbene "Last Action Hero" (Bundesstart am 7.10. als "Der letzte Action-Held) blieb mit einer eingespielten Summe von 15 Millionen am Startwochenende weit unter den Erwartungen und weit hinter den Konkurrenten "Jurassiv Parc" sowie "Cliffhanger" zurück. Für die Los Angeles Times, der letzten große Tageszeitung der Filmstadt, steht das Renommee einer verläßlichen Berichterstattung über die Filmwirtschaft auf dem Spiel. Die nächsten Kassenergebnisse werden zeigen, ob der starke Action-Held Schwarzenegger als Zugpferd den Machtkampf vergessen läßt oder ob der Skandal dazu führt, daß 'Big Arnie' seine letzte Großproduktion erleben durfte.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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