Kopfgeld
USA 1996 (Ransom) Regie Ron Howard, 125 Min.
Von Günter H. Jekubzik
"Papi, weshalb sind so viele Leute böse auf dich?" So befragtkein Filmsohn den Kämpfer und Helden Mel Gibson. Und wenn er esdoch tut, schwingt ein interessanter Mißklang imstandardisierten aber hochspannenden Thriller mit.
Doch zuerst muß das perfekte Glück des Selfmade-MannesTom Mullen (Mel Gibson) zerstört werden. DieLuftfahrtgesellschaft, die er mit eigenen Händen aufbaute,befindet sich auf dem Höhenflug. Gattin Kate (Rene Russo) isterfüllt mit ihren sozialen Aufgaben. Nur der Sohn Sean wirkteinsam und vernachlässigt. Seine Entführung vernichtet dasIdealbild mit perfekter Familie, Firma und Frau.
Die üblichen Bemühungen von FBI mit Anruf-Fangschaltung,Stimmerkennung und Fahndung bleiben erfolglos. Jimmy Shaker (GarySinise), ein sehr aufmerksamer Polizist, wird überraschend inden Fall eingreifen. Nach einer faszinierend perfekt ablaufenden,aber trotzdem erfolglosen Geldübergabe dreht der jähzornigeKonzernchef den Spieß um: Auf allen sensations-gierigenTV-Sendern bietet er das Lösegeld für die Ergreifung derEntführer, tot oder lebendig. Die Sicherheit des Gangster-Kopfesist plötzlich erschüttert, seine Helfer rebellieren ...
Ron Howard ist ein Erfolgsregisseur mit eindrucksvollerHitsammlung: "Splash" machte es 1984 mit Daryll Hannah als "Jungfrauam Haken". Dann folgten "Cocoon" (1985), die Fantasie-Story "Willow"(1988) und die unterschätzte, intelligenteGefühlskomödie "Eine Wahnsinnsfamilie" (1989). Dienächsten Kassenerfolge in Folge könnten einen Ehrenplatz indem Museum für wahre amerikanische Werte und Mythen erhalten:"Backdraft" (1991) mitRobert DeNiro, "In einem fernen Land" (1992) mit Tom Cruise,"Schlagzeilen" (1994) aus demZeitungsmilieu und zuletzt der problemlose Überflieger"Apollo 13".
Dagegen sind die kritischen Töne in "Kopfgeld" umsoauffälliger: Toms rücksichtsloses Verhalten läßtviele Feinde am Rande seines Erfolgsweges zurück. Ein paar mehrnoch bildet sich der verbissene Kämpfer ein. Der typischamerikanische Erfolgstyp "selfmade man" erhält viele negativeSchattierungen. Immer wenn es ernst wird, zückt Tom seinPortemonnaie. Jede Frage nach einem Motiv rührt an den krassengesellschaftlichen Gräben zwischen den Superreichen und denvielen Bettelarmen. Der Entführer verweist sogar explizit aufdas Modell von den unbekümmerten Elois und den unterirdischhausenden Morlocks in H. G. Wells "Die Zeitmaschine". Wer dieseirritierenden Details aufmerksam addiert, muß das Happy-End alsverlogen empfinden. Doch vielleicht fesselt die hervorragendeSpannung um die nuancierten Charaktere derartig, daß ein erneutgewinnbringender Ron Howard nicht unter Kommunismusverdachtfällt.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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