Kein Pardon
BRD 1992, R: Hape Kerkeling, 97 Min.
"Witzichkeit kennt keine Grenzen, Witzichkeit kennt kein Pardon. Und wer Witzich ist, der hat gut lachen, denn darum geht's in diesem Song" - und in diesem Film. Denn die deutsche Fernsehunterhaltung ist wirklich gnadenlos und ob eine gnädige Parodie daran kratzen kann, ist fraglich. Hape Kerkeling tritt in die Stapfen seiner vorgehenden Otto-Normalkomiker. Er realisierte und spielt seine eigene Komödie der Fernsehwelt, die er in der Realität nur kurzzeitig verließ. Nach zwanzig Jahren begeistertem Konsums von Heinz (Schenk) Wäschers Show "Witzichkeit ..." drängt die Verwandtschaft den Schnittchenausträger Peter Schlönzke (Kerkeling) in eine Talentprobe. Als gescheiterter Kabelträger stolpert er ins Rampenlicht, um den ausgelaugten, arroganten Wiederholungstäter Heinz Schenk vom Moderatorenposten zu verdrängen. Nach nur einem Jahr adaptiert der bejubelte Schlönzke vollkommen das Verhalten seines unfähigen und von den Nervenwracks der Redaktion umhätschelten Vorgängers, bis ihn ein wieder neues Gesicht ins private Happy End stürzt. (In seinen miesesten Launen erinnerte Schlönzke kurz an Hape Kerkeling, als er - es ist schon einige Jahre her - sich über sein für die "Versteckte Kamera" reaktionsloses Publikum beschwerte.) Die Einführung eines nun wirklich unfähigen, weil stummen, von der Mutter sekundierten Stars, gehört zu den wenigen satirischen Momenten.
Auf der Basis eines recht einfachen Humors und reichlich Wiederholungen, die spätestens beim dritten Mal komisch wirken können, zeigt Kerkeling seine Geschichte ohne große Ansprüche ans Bild. Die Kamera richtet sich auf den, der spricht, ganz wie im Fernsehen. Bei Kerkeling weiß ich nicht, ob ich froh sein soll, daß er nur mäßig eigene Solonummern in die Handlung gezwängt hat.Doch in die Ecken dieses Films, der sich mit seinem Hauptakteur wie ein Chamäleon wieder ins Fernsehprogramm einpassen wird, läßt sich die unausgesprochene Medienkritik denken. Sind nicht die einfältigen Wiederholungen alle (sch)mitteinander das Wesen der Fernsehunterhaltung? Zeigt eine zweite Rolle Kerkelings in ihrer Doppelung die Austauschbarkeit der TV-Gesichter (deren "Masken" Chabrol gründlicher herabriß). Und bietet sich nicht dieser junge Sänger schon als Nachfolger an oder wird es der Sketchpartner - gespielt vom aufsteigenden Dirk Bach. Wetten, daß der in den nächsten Jahren auch seinen eigenen komischen Film drehen darf, kurz nachdem bei ihm die Originalität den Bach 'runter ging? Witzichkeit kennt keine Grenzen und verbraucht am laufenden Band unverbrauchte Gesichter.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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