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Kaliber Deluxe
BRD/Österreich 1999 (Kaliber Deluxe) Regie Thomas Roth, 107 Min.
In vielen Details werden uns die Leichen direkt zu Beginn des Films aufgetischt. "Wie es dazu kam" ist ausnahmsweise mal ein raffiniertes Thriller-Vergnügen.
In einem winterlichen Ferienparadies trifft sich eine Gangsterbande nach nicht ganz erfolgreichem Raubzug: Der besonnene Anführer Ed (Jürgen Hentsch) sitzt im Rollstuhl und ist sauer. Der Volltrottel Alex (Jürgen Tarrach) legt sich dauernd mit Toby (Herbert Fritsch) an. Rochus (Frank Giering) wird vermißt - mitsamt der Beute. Zudem haben die ungeschickten Klauer auch noch den brutalen Großgangster Paul Honcek (Dieter Pfaff) mächtig verärgert. Alles ganz normal, würde sich nicht auf der oberen Etage des alpinen Ferienhauses der junge Dean (Marek Harloff) mit seiner Höhenangst verstecken. Der angebliche Schriftsteller jobbt als unzuverlässiger Hausmeister des Ferienparks und verbrachte die letzte Nacht mit der attraktiven Psychologiestudentin Romy (Annelise Hesme) ausgerechnet im Versteck der Räuber. Romy verließ das Ferienhaus zwar rechtzeitig, trifft aber auf dem Weg in die Stadt ausgerechnet den vermißten Rochus.
Durch ein ausgeklügeltes Drehbuch, das packende Duell der alten Hasen Dieter Pfaff und Jürgen Hentsch sowie eine ganze Reihe guter Jungschauspieler kommt dieser im Prinzip einfache Plot frisch und frech daher. Die alpenländische Variante von "Shining" überrascht immer wieder mit raffiniert ausgefeilten Details, die der auf engem Raum konzentrierten Handlung Kurzweil garantieren.
Ein Einschuss- wird umgehend zum Guckloch umfunktioniert. Dean führt mit seinem Handy aus dem Schrank Regie - solange die Batterien halten. Überhaupt ist "Kaliber Deluxe" ein Telefonfilm und damit auf der Höhe der Zeit. Im ausgeklügelten Setting gibt es nur wenige Durchhänger, etwa wenn Dean sich Ewigkeiten an eine eisige Dachrinne klammert.
Eine sehr dynamische Kamera tut das ihrige hinzu. Nur schade, dass der Autor und Regisseur Thomas Roth die mäßige Action mit rücksichtslos brutalem Ballern belastete, das längst nicht mehr komisch ist. Die Werbung zwingt den Vergleich mit "Fargo" herbei, der allerdings ein ganz anderes Kaliber war und nicht wegen seiner Brutalität Furore machte.
Des Österreichers Roth dritter Kinofilm verdient auch Beachtung, weil es die erste Eigenproduktion des ehemaligen Verleihs und jetzigen internationalen Medienkonzerns Kinowelt ist. Es wird interessant sein, zu verfolgen, ob das rasant expandierende Unternehmen auch im Bereich der Produktion Akzente setzt.
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