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Raben-Spaß

Von Günter H. Jekubzik

1996 klopfte ein ehemaliger Taxifahrer aus Hückelhoven beider deutschen Filmszene an und mit seinem Debüt "Knockin'on Heaven's Door" rannte er alle Türen ein. Die Mischung ausunverkrampftem, kraftvollen Genrekino und viel Filmspaß war einRiesenerfolg und holte das deutschen Kino mit neuem Schwung ausseiner längst nicht mehr komischen Beziehungskrise. Nun hatThomas Jahn gerade"Kai Rabe und die Vatikankiller" abgedreht und wenn man seinerBegeisterung glauben kann, wird dieser Krimi in der Filmwelt fürAufregung sorgen ...

Eine junge Blondine im roten Kleid wird in den Gewölben desVatikan von einem unheimlichen Mönch bedroht, ein Messer blitztauf ... und schon klingelten besorgte Kirchenvertreter bei derAgentur public affairs in Aachen an, um sich nach den Geschehnissenin "Kai Rabe gegen die Vatikankiller" zu erkundigen. Sie konnten vomTeam der Produktionspresse beruhigt werden: In der beschriebenenSzene geht es nicht wirklich um düstere Geheimnisse desKirchenstaats. Unter dem Mäntelchen des Mönches könntesich eher eine bekannte Figur der deutschen Filmszene verstecken,denn Thomas Jahn macht sich einen kriminalistischen Spaß ausall dem, was er in den letzten Jahren in der Filmwelt erlebt undgehört hat. Beim Dreh des Films-im-Film "Die Vatikankiller"folgen dem Mord am Starlet Panik und polizeiliche Ermittlungen. DerJungregisseur Rufus Lindner (Stefan Jürgens) istüberfordert, der Star Kai Rabe (Steffan Wink) fertig mit denNerven ...

"Kai Rabe gegen die Vatikankiller" ist mit vielen, vielenGastauftritten sehr prominent besetzt: Neben Heinz Hoenig alsProduzent und Hannelore Elsner als Star-Agentin lassen sichSönke Wortmann, Roger Willemsen, Bärbel Schäfer undOliver Kalkofe sehen. Jan Josef Liefers, der Star von "Knockin'on Heaven's Door", geht als mörderisch frustrierterDrehbuchautor in den Knast - Drehort Aachen. Kommissar BerndKrüger wird von Klaus J. Behrendt gespielt, der ansonsten dieKölner Tatorte untersucht.

Trotz allseitig hoher Erwartungen gab Thomas Jahn mitten in derabschließenden Tonmontage ein Interview: Nach dem Erfolg von"Knockin' on Heaven'sDoor" kann er wesentlich entspannter an den Film rangehen. Thomashat die meisten seiner vertrauten Mitarbeiter wieder dabei und erbraucht nichts (mehr) zu beweisen. Für die diffizieleProduktionspresse wollte er unbedingt wieder das Team von publicaffairs dabei haben. Die Agentur war bislang regelmäßigfür Buena Vista Germany - im Volksmund Disney genannt - imEinsatz. Mit "Kai Rabe" hat sie auch für einen weiteren dergroßen deutschen Filmverleiher, Warner Bros., dieProduktionspresse übernommen. So hatte Thomas bei "Kai Rabe"noch mehr Zeit, auf die visuellen Aspekte zu achten, den Stil desFilms im Auge zu behalten. Doch er meint auch, "so ein erfolgreicherFilm ist nicht der beste Einstieg für einen Regisseur." Von demAnspruch, den nächsten Blockbuster abzuliefern, von diesem"Schwachsinn" hat er sich gelöst.

Die Begeisterung von Thomas beim Drehen ist nicht zuüberhören, selbst in der abschließenden Phase desneuen Films. Neben dem Spaß, der in fast jedem seinerSätze auftaucht, wäre das energische und selbst denInterviewer mitreißende "Kämpfen um jedes Bild" vielleichtauch ein Schlüssel für seinen Erfolg. Und die selbst sogetaufte "Thomas Jahn-Methode": Als alle sagten, daß eine Szenemit 20 Ratten an diesem Tag nicht mehr gedreht werden konnte, nahmJahn in der Mittagspause selbst die Kamera und fing an, mit demTiertrainer zu probieren. Nach einer Weile war das ganze Team - nochmit den Tellern in der Hand - wieder dabei und die Szene warirgendwann doch im Kasten. Später waren allerdings nur noch 19Ratten anwesend. Thomas zog sich ein paar Handschuhe an und packtebei der Suche wieder selbst zu.

Mit diesem Spaß hat er auch kurzfristig einen Fernsehfilmfür RTL gedreht. Das Warten auf das nächste Kinoprojektdauerte ihm zu lange, und außerdem wollte er seine neueProduktionsfirma "Dreamer Joint Venture" austesten. Das Ergebnis"Heartroad" ist im November zu sehen und basiertselbstverständlich wieder auf einem der vielen fertigenDrehbücher Jahns. Es ist - nach eigenen Angaben - eineschnulzige Liebesgeschichte, die er mit 19 Jahren geschrieben hat.Trotzdem bescheinigt er seiner Arbeit Qualitäten, die imFernsehen ungewöhnlich sind: "Ich weiß nicht, wie die vonRTL das verkaufen wollen."

"Kai Rabe", diese "Aneinanderreihung von Klischees" (Zitat Jahn),wird übrigens keine Generalabrechnung. Thomas hält sichbedeckt, wenn es um das Entschlüsseln der vielen Andeutungengeht. In der Rolle von Jan Josef Liefers als Drehbuchautor, dem eineStory geklaut wurde, steckt bestimmt viel eigener Ärger.Genaueres bleibt verschwiegen, weil es nicht darum geht, sich zurächen. Immerhin habe er es genau dieser deutschen Filmszene zuverdanken, daß er die Chance mit "Knockin'on Heaven's Door" bekam.

Nach der Krimi-Komödie steht irgendwann mal ein richtigerGenrefilm auf dem Spielplan. Doch das gehört zur Zukunftsmusik,ebenso wie die Ahnung, daß er so mit 45 Jahren einen richtiggroßen Oscar erhalten wird. Vermessen? Vor fünf Jahrenhätte ihm auch niemand geglaubt, daß er Til Schweigeranquatscht und sie zusammen einen der erfolgreichsten deutschen Filmemachen. Doch vor dem Oscar gilt es, "Kai Rabe" am 26. Novembererfolgreich zu starten. Dazu hat Thomas Jahn nicht allein beim Drehund in der Postproduktion sein Bestes gegeben. Auch die sehrungewöhnliche und aufregende Marketingkampagne unter dem Titel"Der November wird schwarz", die im Internet,auf provozierenden Plakatwänden und mit rätselhaftenKinotrailern neugierig machte, hat er angeregt. Bei soviel Engagementbraucht man für Jahn Karriere auf keinen Fall schwarz zusehen.

Thomas Jahn - Regie, Drehbuch geb. 1965 inHückelhoven/Hilfarth 1. Drehbuch "Die Todesinsel der Zombies",1984-88 Drucker, 1992 Abitur, 1. Spielfilm "Von Zeit zu Zeit" aufVideo, 1996 "Knockin'on Heaven's Door" 3,3 Mio. Zuschauer. Thomas Jahn ist mit einerAmerikanerin verheiratet und lebt zur Zeit in Köln.

public affairs - Produktionspresse Bundesweite Pressebetreuung vonBuena Vista-Filmen wie "AirForce One", "StarshipTroopers", "Flubber" und"Armageddon", Produktionspressefür "Knockin' onHeaven's Door", "Kai Rabe" Bringt in letzter Zeit den DrehortAachen erfolgreich ins Filmgeschäft ein, etwa das Spielcasinofür "Fandango" von Matthias Glaser.


Eine Kritik von GünterH. Jekubzik

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