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Kai Rabe gegen die Vatikankiller

BRD 1998 (Kai Rabe gegen die Vatikankiller) Regie und Buch Thomas Jahn, 95 Min. mit Steffen Wink, Klaus J. Behrendt, Heinz Hoenig, Hannelore Elsner u.v.a. FSK ab 16

Frech mit Geld

Alles war gespannt auf den neuen Film von Thomas Jahn, doch so etwas hat niemand erwartet: Der neue Jahn ist vor allem ein Thema für die Klatschspalten: Thomas Jahn gegen Til Schweiger! Erstaunlich, daß Steffen Wink ("Bin ich schön?", "Schimanski") die Mimik des Deutschfilm-Stars so deutlich hinbekommt, doch er macht es unübersehbar: Kai Rabe ist Til Schweiger. Aber Kai Rabe ist auch ein hemmungsloser Säufer, ein furchtbarer Egomane, ein schauspielerischer Stümper, eine Katastrophe für den gesamten Dreh und - ein Star.

Der ständig besoffene Hauptdarsteller Kai Rabe erschießt den Requisiteur. Das Sternchen Carla Kolski starb schon, nachdem es mit dem überforderten Regisseur ins Bett ging. Der Kommissar (Klaus J. Behrendt) verfällt mit dem Star dem Alkohol. Währenddessen müssen die Dreharbeiten für "Die Vatikankiller" unbedingt weitergehen. Ein gnadenloser Produzent (Heinz Hoenig) und eine noch härtere Agentin (Hannelore Elsner) versuchen das meiste (Geld) aus der Situation zu holen. Vom Inhalt des bunten und albernen Films sehen wir ähnlich viele Ausschnitte wie aus dem weiteren weltbewegenden Kram, den Kai Rabe bislang drehte: Ein großer Kriegsfilm - ist damit "Der Soldat James Ryan" gemeint, auf den Schweiger verzichtete? "Große Fische" hängen als Poster an der Wand, spielen auf "Kleine Haie" an - nur eine der vielen kleinen Scherze für Insider. Regisseur Sönke Wortmann gibt sich nach " Harald" wieder mit einer Minirolle die Ehre - ist er etwa auch sauer auf Schweiger? Mit "Der bewegte Mann" wurden beide berühmt!

Als Selbst-Zitat holte sich Jahn ein paar nicht mehr wirklich komischer Leibwächter aus Israel. Für die Musik lieh er sich mit "Tito und Tarantula" eine Band von Tarantinos "From Dusk till Dawn"-Soundtrack aus.

Es passiert eine Menge vor und hinter den Kulissen beim neuen Thomas Jahn. Der aus dem kleinen Bergbaustädtchen Hückelhoven stammende Regisseur sorgte mit "Knockin' on Heaven's Door" und Til Schweiger vor zwei Jahren für eine deutsche Filmsensation. 3,3 Millionen Zuschauer sahen in den ersten Monaten die ereignisreichen letzten Tage zweier Todkranker.

"Kai Rabe" ist durchgestylt bis auf die Nummernschilder der zahllosen Oldies, die alle mit NN beginnen. Jahn zeigt mit edel-herber Fotografie, glänzendem Schwarzweiß und satten Farben, einem prallgefüllten Breitbild, daß er Filme machen kann. Mit jeder Szene und jedem Satz versprüht er Lust auf Film.

Dazu ist "Kai Rabe" noch alles andere: recht makaber (der zufällig erschossene Requisiteur trägt ein "Dragon"-Shirt als Erinnerung an einen Film, bei dem tatsächlich der Star während des Drehs starb!), albern, zitatenreich, prominent besetzt,

Aber außer der langen Reihe von Lachnummern bietet "Kai Rabe" nicht viel. So daß letztendlich die Frage bleibt, wozu verschießt Jahn sein Pulver hier? Was soll das? Darf nur der Regisseur richtig Spaß haben? Und dann die Stilfrage: Kai Rabe ist so sehr Til Schweiger, daß es fraglich ist, wer hier das größere Schwein ist. Der heftigst Karikierte oder der grobe Karikaturist. Im besten Falle stecken sie beide unter einer Decke.

"Kai Rabe" kann man sich ansehen, er muß nicht unbedingt floppen, aber gelungen ist er längst nicht. Noch zwei Filme wird Jahn mit Warner zu drehen. Hoffen wir, daß der Konzern ihm etwas genauer auf die Finger sieht.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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