Der König tanzt

Frankreich/BRD/Belgien 2000 (Le Roi danse) Regie Gérard Corbiau, 108 Min.

Ein alter, verbitterter Dirigent schockiert den Hof, er stimmt das Te Deum ohne König Ludwig XIV an. Aber in seiner Wut rammt er sich den imposanten Taktstab in den Fuß, bald bricht das Wundfieber im Bein aus und im Wahn erinnert sich der Hofkomponist Jean-Baptiste Lully. Als junger Italiener (Boris Terral) lieferte er die beste Musik für den noch machtlosen Thronerben Ludwig (Benoît Magimel). Dessen musikalische Aufführungen üben Machtstrukturen ein, lassen Gegner nach seiner Pfeife tanzen, inszenieren den Sonnenkönig, schaffen das "Image", das Ludwig in der Geschichte zugeschrieben blieb. Ständiger Begleiter, quasi musikalischer Imageberater, dabei war Lully. Dessen Beziehung zum seinem König war allerdings nicht nur machtstrategisch, sondern auch emotionsgeladen. Lully liebte seinen König mehr als seine Frau und seine Knaben. Die Abkehr des mittlerweile tatsächlich absoluten Herrschers vom Tanz leitet einen grausamen Niedergang des enttäuschten Hofkomponisten ein.

Regisseur Gerard Corbiau, der nach "Maestro" und "Farinelli" seinen dritten Musikfilm inszenierte, vermittelt in markanten Szenen ein erstaunliches Maß an historischen, soziologischen und kulturellen Zeitinformationen: Das Aufgehen des Sonnenkönigs in Tanz und Politik, die Zusammenarbeit von Lully und Moliere (Tcheky Karyo) in der ersten französischen Oper - Jahre nach der italienischen - und der Wandel von Inszenierung durch Bewegung in die erstarrte Architektur Versailles. Dass die Dramatik im Leben Lullys emotionaler dargebracht würde, kann man sich wünschen. Doch Corbiaus Konzept scheint auch den kühl kalkulierten Konstruktionen dieser Epoche des 17.Jahrhunderts zu entsprechen.

http://www.derkoenigtanzt.de


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

realisiert durch
Ein Service von
arena internet service
FILMtabs-Logo