Der Koch, der Dieb, seine Frau & ihr Liebhaber
("The Cook, the Thief, his Wife & her Lover") England / Frankreich 1989, Regie: Peter Greenaway, 120 Min.
Die Kamera fährt von Hunden, die in Zeitlupe Fleischstücke zerfetzen durch Gerüststreben nach oben, der Vorhang öffnet sich und gibt unter den hypnotisierenden Klängen Michael Nymans die Bühne frei, für ein schönes und brutales (Speise-) Kammerspiel um vier Personen:
Der Koch und Besitzer des 'Hollandaise', Richard Borst, ist ein Perfektionist seines Faches. Er bietet seinen Gästen immer neue, exquisite Speise folgen. Der auf dem Gebiet des Films mit gleichen Ansprüchen arbeitende Peter Greenaway vermittelt diese Kochkunst. Er arrangiert wunderschöne Bildtableaus der Spielorte Küche, Speisesaal und Toilette.
Der Dieb Albert Spica lebt davon, mit seinen Handlangern andere Restaurantbesitzer zu erpressen. Dementsprechend ist er brutal, ordinär und laut, mißhandelt seine Umgebung und die Köstlchkeiten, die ihm all abendlich vorgesetzt werden.
Seine Frau ist leise und duldet. Nur ihre Augen reden und suchen. Gefunden wird:
Ihr Liebhaber, ruhig beim Essen lesend und auch bei den ersten Liebesspielen zwischen den Gängen schweigend.
Die um acht Abendessen angeordnete Handlung ist der Vordergrund, auf den Greenaway seine hintersinnigen Betrachtungen zu 'Essen und Tod' sowie 'Essen und Sex' projeziert. Das geschieht mit Hilfe von unzähligen kulturellen Verweisen, wie zum Beispiel dem Frans Hals-Gemälde 'Das Festmahl der Offiziere der St.Georgs-Schützengilde'. Nach ihm ist die Bande Spicas gestaltet und von Jean Paul Gaultier bekleidet worden. Auch der Name 'Le Hollandaise' bezieht sich auf das Bild (und zeigt, wo das Interesse des Malers Greenaway liegt). Der Film ist eine eindeutige, in seiner Ästhetik begeisternde Stellungnahme gegen den kulturlosen Gewaltmenschen. Doch genau, wie es sich der Koch überlegen muß, ob er einen Tyrannen nährt, ist es eine Frage, wie dessen blutiger Terror in einem ansonsten stark stilisierten Kunstprodukt akzeptiert wird.
Die Grausamkeiten finden nicht nur am unteren Rand des Bildes, sondern auch der Erträg lichkeit statt, wobei die Schreie und das Stöhnen der Verstümmelten ebenso ausgedehnt werden, wie die Schwenks und Fahrten der Kamera. Ein schwer bekömmlicher Greenaway. Diesmal leider nicht aufgrund der Vielschichtigkeit von Zeichensystemen.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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