Das Kartell

USA 1994 (Clear and present danger) Regie: Phillip Noyce, 141 Min.

Harrison Ford steigt als hoher CIA-Beamter Jack Ryan mit einer richtig melancholischen Haltung in die dritte Tom Clancy-Story ein. Muß er gar nicht, die ersten beiden Verfilmungen mit dieser Figur (Jagd auf Roter Oktober, Stunde der Patrioten) waren doch ein voller Erfolg. Grund für eine kritische Haltung gegenüber den Geheimdiensten und der politischen Führung aller beteiligten Länder ist allerdings angebracht: Während sich der kolumbianische Drogenboss brutal am amerikanischen Partner rächt, bombt Mr.President daraufhin - naiv jede Entscheidung delegierend - in Kolumbien herum. Zwischen den Fronten ein verwirrter Ryan, dessen aufrechter Gang sich erst zeigt, nachdem die heftigsten Attacken sein weißbrot-weiches Gesicht verzogen.

Trotz vieler aufwendiger Action-Momente, zeigt der Australier Noyce, daß Spannung nicht immer über Leichen gehen muß: Ein Duell an zwei verschiedenen Computern des CIA um die Zeit, in der verräterische Daten gelöscht werden können, bietet mit der oft gelungen eingesetzten Parallel-Montage Nervenkitzel auf der Höhe der Zeit-Technik. Politisch rechnet "Das Kartell" kräftig mit amerikanischen Sünden der letzten Jahre ab. Selbst der im Golfkrieg hochgejubelte 'surgical strike', der operative Eingriff mit einer Rakete, wird bloßgestellt. Aber plötzlich sträuben sich die Augenwimpern politisch sensibler Filmseher: Da wird der Vietnam-Mythos in Südamerika wiederbelebt und unter Führung von Harrison Ford zu einem guten Ende verdreht. Er holt "unsere Jungens", die ja ganz bestimmt "nur die Bösen umgebracht haben", wieder nach Hause.

Nach dem letzten patriotischen Ausrutscher ist auf jeden Fall zu konstatieren: Noyce kann doch noch Spannung inszenieren, wenn auch seine "Todesstille" unerreicht bleibt.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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