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Jagabongo

USA 1998 (Krippendorffs Tribe) Regie Todd Holland

Ich habe schon immer vermutet, daß in entlegenen Regionendes Amazonas ein kleiner, entlegener Mietstamm sich daraufspezialisiert hat, den Ethnologen all ihre faszinierendenUntersuchungsergebnisse zu liefern: Welches Programm wählt einEingeborener, der noch nie einen Fernseher gesehen hat? Verstehenkaum entwickelte Vorzeitvölker die Filme Arnold Schwarzeneggers?Wie ist das Paarungsverhalten von vielweiberischen Jamamutis nachdemsie eine Folge von Verona Feldbuschs Erotikmagazin sehenmußten? Für all dies liefert die Agentur "UnentdeckteNaturvölker" die nötigen Testpersonen - zahlbar mit Visa-oder Master-Card.

Professor Krippendorf (Richard Dreyfuss) spielt in dieser weiteren"BuenaVista-Komödie ausdem Dschungel" eine andere Variante der anthropologischenVerschwörungstheorie durch: Er spielt mit seiner Familie (=Tribe) den nie zuvor entdeckten afrikanischen Stamm gleich selber imheimischen Garten nach und montiert mit alten Filmaufnahmen einfiktionales Völkchen. Nötig haben sie es, die Krippendorfs,denn nach dem Tod von Frau und Mutter fielen die Krippendorfs in einenicht einträchtige Stimmung aus Trauer, Lethargie und Chaos. DasForschungsgeld war aufgebraucht und in der Zwangslage erfandKrippendorf einfach die Shelmikedmu. Universität undWissenschaft waren begeistert. Nach dem ersten Beweisstück - auseinem bis zur Unkenntlichkeit gegrillten Kinderspielzeug wurde einluststeigernder Kultgegenstand - mußte jedoch das üblicheFilmmaterial her. So hüpfen Shelly, Mickey und Edmund (daherauch der Name des Stamms) unter viel Farbe und Stroh im Garten umher,spielen Initiation und Vermählung für die Kamera. Wie schonoft gesehen, wächst die ganze Sachen Prof. Krippendorf überden federnbedeckten Kopf. Eine blonde, mediengeile Verehrerin und dasFernsehen treibt die Familie zum Äußersten. Es folgtunweigerlich noch eine Verkleidungsnummer mit wildem Gebaren des -von Krippendorf gespielten - Stammeshäuptlings in der feinenamerikanischen Wissenschafts- und Geldgesellschaft.

Muß noch erwähnt werden, daß es ja eigentlich nurdarum geht, die Familie wieder zusammenzuführen, die Psychosender Halbwaisen durch "spaßige und spannende" (gähn)Erlebnisse abzubauen? Und nebenbei dem vertrockneten Professor einefrische Sexpartnerin zu besorgen? Der Humor scheut vor nichtszurück, bedient sich beim Hottentotten-Zappeln ebenso wie beider Karikierung amerikanischer Lebensweisen. Irgendwo versuchtejemand die Themen Alleinerziehung und Reifeprozeß in demerfundenen Stamm zu spiegeln. Doch das Gesamtergebnis ist nurärgerlicher Blödsinn. Dieser Film kann eigentlich nirgendwolanden: Er ist für Kinder viel zu zotig, für Kidserbärmlich albern und kindisch, für Gehirnträger unteraller Sau. Da kann nur noch das Marketing-Talent von Buena VistaDeutschland helfen, um diese dreiste Filmbehauptung wieder auf PlatzEins der Hitliste zu bringen.


Eine Kritik von GünterH. Jekubzik

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