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Jackie Brown

USA 1997 (Jackie Brown) Regie Quentin Tarantino, 154 Min.

Von Günter H. Jekubzik

Quentin Tarantino ist gerade 34 Jahre alt und doch schon Filmgeschichte: Mit "Reservoir Dogs" (1991) und "Pulp Fiction" (1994), mit den Vorlagen zu "True Romance" (1993) und "Natural Born Killers" (1994) setzte er Wendepunkte und beeinflußte viele Epigonen in der Filmszene. Drastische Bilder sowie eine neue Verbindung von Gewalt und Spaß überfluteten in Nachfolge die Leinwände. Seit "Pulp Fiction" war Tarantino selbst nur als Ideengeber, Darsteller, Produzent und Co-Regisseur tätig. Deshalb wurde "Jackie Brown" so gespannt erwartet.

Jackie Brown (Pam Grier) ist eine Stewardeß, die illegal Bargeld in die USA einschmuggelt. Als die Polizei ihr auf die Schliche kommt, hängt sie in der Zwickmühle: Wegen früherer Delikte hat sie schon den miesesten Job der Branche und bangt um die Alterssicherung. Wenn sie allerdings auspackt und sich einen Freifahrtschein der Polizei besorgt, wird ihr Boß Ordell Robbie (Samuel L. Jackson) sauer und der hat gerade gestern einen seiner Leute umgebracht, nur weil dieser hätte plaudern können. So startet mit mehreren Beteiligten der alte Koffer-Tausch-Trick um viel Geld und die Freiheit. Melanie (Bridget Fonda), das Surfer-Girl des Bosses, ist genau so drogensüchtig wie hinterhältig. Louis Gara (Robert De Niro) wirkt nach vielen Jahren Knast etwas einfältig und ausgetrocknet, aber immer noch gefährlich. Der nette Anwalt Max Cherry (Robert Foster) könnte etwas Alterssicherung gebrauchen und ist auch sonst sehr an Jackie interessiert.

"Jackie Brown", nach dem Roman "Rum Punch" von Elmore Leonard, ist mit Bridget Fonda, Robert DeNiro, Samuel L. Jackson sehr prominent besetzt, aber beeindrucken kann niemand von ihnen. Das gelingt noch am besten Tarantinos Wiederentdeckung Pam Grier. Der Film ist so auch eine Ode an die ehemals populäre Foxie Brown-Darstellerin. Ansonsten läuft die Gangster-Story sehr beschaulich und oft langweilig ab. Vom Schwung des alten jungen Tarantino war nichts zu sehen. In der Pressekonferenz zur Berlinale meinten die Darsteller, "tarantinoesk" wird durch diesen Film abgelöst von "old fashion moviemaking" - einen guten, altmodischen Filmstil. Und Samuel L. Jackson meinte, der Film sei etwas über und für Leute über Vierzig, die erst einmal überlegen, auf was sie sich einlassen. Von daher sei er langsamer. Ganz schön mutig, so eine Trendwende gegen die Erwartungen der Fans.

Doch ist "Jackie Brown" auch inhaltlich anders? Tarantino läßt - zwischen vielen Zitaten - Ordell und Louis im Film über Waffen reden und daß die Gangster immer das Modell haben wollen, daß gerade im Film zu sehen war. Das könnte ihm schon passiert sein, auf jeden Fall hat Tarantino einen dicken Sponsoren-Vertrag mit einem Mützenhersteller. "Jackie Brown" erzählt viel von den Filmen, die sein Regisseur gesehen hat und wenig vom Leben. In der Hinsicht ist er nicht anders als all der lebensferne Hollywoodkram. Tarantino ist wohl längst nicht mehr der wilde Außenseiter, auf jeden Fall ist es nicht besonders reizvoll, zuzusehen, wie die Gangster immer dümmer werden. Vor allem wenn ihr Styling schwach und ihr Humor ausgetrocknet sind.

Es wird sehr spannend sein, zu verfolgen, wo der Film landet nachdem ihn die Fans gestürmt haben ... und wo Tarantinos nächste Kehrtwende ihn hinführt.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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