In & Out

USA 1997 (In & Out) Regie Frank Oz, 90 Min.

Es ist ein großer Abend für das sehr beschaulicheDörfchen Greenleaf. Doch als der große Sohn der Stadt,Cameron Drake (Matt Dillon), einen Oscar für seine Rolle alsschwuler Soldat erhält, läßt er eine Bombe platzen:Weltweit und live verkündet er, wie sehr ihn sein EnglischlehrerHoward Brackett (Kevin Kline) beeinflußt habe. Ach ja, und dersei schwul.

In Greenleaf fallen synchron einige Kinnladen herunter und dasHandgelenk von Howard klappt gleich auf eine besonders tuntige Artmit nach unten. Es folgt eine aufregende Zeit für Howard und daskomischste "Coming Out" seitlangem. Das ganze Dorf und sehr viele Fernsehsender fragen sich, istHoward wirklich schwul? Der wollte in drei Tagen heiraten und bekommtjetzt von seinen Junggesellen-Kumpels nur noch BarbaraStreisand-Videos geschenkt, "denn da stehen Schwule ja drauf".

Bis zur Hochzeit gibt es eine große Frage: Bleibt Howard"in" der alten Rolle oderkommt Howard"out"? Die Argumente seiner Schüler sind überzeugend:Howard ist klug, gut gekleidet, anständig und sauber - alsoschwul! Derweil will dieser selbst mit Hilfe einiger Tonbandkurseseine männliche Seite betonen: Eine energische Stimme untersagtihm, zu den mitreißenden Klängen von Gloria Gayners "Iwill survive" zu tanzen: "Tanzt etwa Arnold Schwarzenegger? Der kannja nicht mal richtig gehen!"

Besonders interessiert am Medienereignis Howard zeigt sich derTV-Journalist Peter Malloy (Tom Selleck ohne Schnurrbart). Petererzählt, wie befreiend sein eigenes Coming Out war, undversucht, Howard mit einem tiefen, langen Kuß zuüberzeugen. Eine geniale Szene, die umwerfendes Lachengarantiert! Und es wird nicht die einzige bleiben. Schon dieparodierte Oscarverleihung mit den überpathetischenFilmausschnitten ist sensationell komisch. Was dann kommt, ist einFeuerwerk des Humors, wie es Billy Wilder und Blake Edwards in ihrenbesten Zeiten inszenierten. Über die ganzen, äußerstunterhaltsamen (endlich mal wieder nur) neunzig Minuten Filmbehält die Komödie ihren Schwung. Jede Szene birst vorgelungenen Scherzen.

Irgendwann greift auch Cameron wieder ein und bringt gleich seineFreundin, das magersüchtige Supermodell Sonja mit ("Vor demAusgehen muß ich aber noch Duschen und Kotzen"). Baldfängt selbst das Kaffeekränzchen von Howards Mutter an,sich zu outen: Eine ältere Dame gesteht nach langem Zögern,daß sie "Die Brücken von Madison County" gehaßt hat,eine andere gibt zu, das Rezept für ihre Kekse geklaut zu habenund einer der Ehemänner hat Geschwüre am Hintern.

Doch wirklich gemein ist "In & Out" niemals. Er bleibtselbstverständlich nett und glatt. Wilde Küsse sind dieAusnahme, wilder Sex existiert nicht, existiert Sex überhaupt?Denn bloßgestellt werden bei "In & Out" höchstensdiejenigen, die ihr ganzes Leben auf eine Hochzeit ausrichten. Mankönnte tatsächlich behaupten, dieser Film diskriminiert vorallem "DieHochzeit meines besten Freundes"! Howards Vater bekommt aufrührende Weise Gelegenheit, Verständnis auszudrücken.Ansonsten bekommt jeder zwar eine Breitseite treffendsten Humors ab,doch letztendlich erweisen sich alle Leute aus Greenleaf als zutiefstnette Menschen.

Kevin Kline zeigt mit dieser Rolle, wieviel Humor ertatsächlich auf die Leinwand bringen kann und Tom Selleckpaßt mit seinen treffend trockenen Bemerkungen ausgezeichnet indie schicken Klamotte des schwulen TV-Reporters. Joan Cusak mußals Howards Verlobte Emily wieder hysterisch herumschreien.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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