IP 5

Fr 1991 (IP5: L'ile aux pachydermes) Regie Jean-Jacques Beineix, 119 Min.

"IP 5 - Die Insel der Dickhäuter", der letzte Film von Yves Montand, der erst kurz nach dessen Tod am 9.November 1991 abgedreht war, hätte eine würdevoller Abschied dieses großen französischen Darstellers sein können. Die Rolle eines alten, eigensinnigen Charakters zeigt Montand in der Faltigkeit und Bläße eines Siebzigjährigens.

"IP 5" beginnt mit einem Graffiti-Künstler und seinem rappenden, kleinen Freund Jockey - ganz im bunten, affektbetonten Stil von Jean-Jacques Beineix, dem Regisseur der Kultfilme "Diva" und "Betty Blue - 37.2 Grad am Morgen". Der Sprayer Tony verliebt sich urplötzlich in die Krankenschwester Gloria, läßt sich auch von ihren heftigen Abweisungen nicht bekehren und macht sich, einer Telefonlüge Glorias folgend, auf den Weg nach Toulouse.Die Kids aus dem Asphaltdschungel sorgen mit gesellschaftlichen Ausbrüchen für Spaß, unterhalten mit rüden Scherzen gegenüber reichen Spießern, denen sie immer wieder die Luxusautos klauen. In dem alten Mann Leon treffen sie eine andere Form von Außenseiter. Der ungewöhnliche Kauz zieht durch die Wälder, stößt befreiende Schreie aus, streichelt Bäume. Seine Suche gilt einem See, in dem er vor Jahrzehnten zwei badende 'Nyphen' sah. Natur und bunte Konsumwelt reiben sich in Folge aneinander: Den jungen Dauerquaslern lauert im Wald die Stille auf, während sie die nächste Straße suchen, entdecken sie, was zwischen den Betontrassen liegt.

Der Gang dieser Geschichte ist bald vorhersehbar: Gloria stieß den Graffiti-Künstler mit den Worten "hohles Windei" zurück - die Erlebnisse mit dem alten Mann werden ihn erfüllen und liebens-wert machen. Im Hintergrund stehen große Werte des Lebens, die dünne Grenze zwischen Liebe und Haß sowie die Folgen eines schwachen Herzens. Mit einigen Klischees kehrt auch die neue Liebe zum Wald mit Verzögerung und abgestanden über Frankreich in ihr deutsches Ursprungsland zurück. In der Natur schafft Beineix bewegende Momente, doch entgleitet ihm die Stimmung oft durch schlampige Lichtführung. Da dem Stilisten Beineix trotz Cinemascope-Format zu wenig große Aufnahmen gelingen, von denen seine Filme bisher lebten, wirkt "IP 5" in der Substanz aufgesetzt. Abträglich ist auch die schlechte Synchronisation, die selbst die Begeisterung der Beineix-Fans stört. Des kleinen Jockeys Stimme klingt zu alt und eintönig, was besonders in der redebetonten Einführung die Identifikation erschwert.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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