Hexenjagd

USA 1996 (The Crucible) Regie Nicholas Hytner, 122 Min.

Willkommen in Salem. Wir begrüßen die versammeltenEnglisch-Leistungskurse zu einem Ausflug in amerikanischeKostümwelten. Nicholas Hytner("King George - Ein Königreichfür mehr Verstand") verfilmte das 1953 uraufgeführteTheaterstück von Arthur Miller. Damals schrieb der Autor gegeneine menschenverachtende und keineswegs rechtsstaatliche Verfolgungvon linken Gewerkschaftlern und Künstlern. "Hexenjagd" sollte inder historischen Verhüllung zeigen, wie leicht mann und fraujemanden verleugnen kann und wie katastrophal die Folgen sind.

Heute soll "Hexenjagd" in historischen Kostümen zeigen, wiegut Winona Ryder spielen kann und wie wenig Ideen einige Leute inHollywood haben. Es ist 17. Jahrhundert und das tief religiöseLeben bei den sittenstrengen Siedlern plätschert so vor sich hinan der Ostküste Nordamerikas. Abigail Williams (Winona Ryder)wird bei neckischen Zaubertrankspielen nachts und nackt im Walderwischt. Um die Aufregung von sich abzulenken und um der Frau ihresGeliebten John Proctor (Daniel Day-Lewis) eins auszuwischen, gibt sieauf das Drängen eines Exorzisten zu, sie hätte einigeFrauen des Dorfes als Hexen gesehen. Ein furchtbar strenges Gerichttritt zusammen und alle, die im Film irgendwie nett waren, kommen insGefängnis und sollen bald an den Galgen. Das ist sehr traurig.Aber es gibt auch fröhliche Momente: Die Mädels um Abigailziehen eine gute Wir-sind-verhext-Show ab, die irgendwie an besesseneFans von Take That erinnert.

Doch nicht nur die verstaubten Kostüme von"Linksfüßler" Daniel Day-Lewis und Winona Ryder sind indem historischen Langeweiler von Vorgestern. Über zwei Stundenflammt kein einziger Gedanke auf, der uns die eigene Zeit betrachtenließe: Wen verfolgen und verteufeln wir zur Zeit aus Angst oderDummheit? Hat uns das Stück noch etwas zu sagen, oder soll esnur Kasse machen?


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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