ghj-logo

Halbblut

USA 1992 (Thunderheart), Regie: Michael Apted, 118 Min.

Unter den neuen "Indianer"-Filmen Hollywoods ("Der mit dem Wolf tanzt", "Die Rache des Wolfes", "Black Robe", "The dark wind") ist "Halbblut" ein besonders interessanter Fall. Die authentische Geschichte handelt von einen Mord im Indianerreservat und die dazu vom FBI zusammengebastelte "Wahrheit", die den wahrscheinlich unschuldigen Leonard Peltier seit den Siebzigern im Knast hält. Michael Apted hat vor "Halbblut" in "Incident at Oglala" die Geschichte bereits dokumentarisch bearbeitet. In dem spannenden Spielfilm geht er jetzt an die Grenze des Hollywood-Möglichen. Das Halbblut Levoi, ein Aufsteiger im FBI-Dienst, wird dem berühmten Kollegen Frank Coutelle unterstellt, um den Mord an einem Indianerführer "zu regeln". Der junge Levoi (Val Kilmer, bekannt als Jim Morrison) handelt hart und voreilig. Gegenüber allem Indianischen verhält er sich extrem ignorant. Ein alter Medizinmann sagt über ihn, Levoi sei "so weit von seinem eigenen Ich entfernt, wie der Habicht vom Mond".

Doch gefrustet von anscheinend falschen Antworten läßt sich das Halbblut langsam auf einen Austausch mit dem Medizinmann ein. Levoi verliert zwar seine dunkle Sonnenbrille gegen einen wertlosen Stein, gewinnt aber dadurch zunehmend neue Einsichten. Regisseur Apted verbindet den Thriller mit Außenansichten des Reservatlebens ("Das ist ja die dritte Welt, mitten in Amerika."), und mit Einblicken in andere, im Rahmen ökologischer Neuorientierung wieder aktuelle Lebensarten. Das siegreiche, amerikanische Volk - seien es Iren, Italiener oder vielleicht auch Polen - kommt dabei sehr schlecht weg. Unrechtsjustiz wird in diesem Film nicht unter den Tisch gekehrt und die FBI-Leute ("FB-Einschüchterung") werden mit völkermordender Kavallerie oder den Marines des Vietnamkrieges verglichen. "Ich habe meinen (indianischen) Vater vor Jahren begraben, jetzt buddelt mein Volk ihn wieder aus." - Levois individuelle Wiedergeburt vergessener Qualitäten unterhält vortrefflich mit neuen Einsichten und hervorragenden Darstellern, allen voran Graham Greene. Der wohl bekannteste indianische Schauspieler glänzte zuletzt schon in "Der mit dem Wolf tanzt" und "Die Rache des Wolfes". Sam Shepard ("Homo Faber") tritt diesmal auf der Seite des Bösen auf, doch der Konflikt kommt nicht zu einem blutigen Show-Down, das Ende ist versöhnlich und läßt einen Film für "den Indianer in uns allen" zurück.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

realisiert durch
Ein Service von
arena internet service
FILMtabs-Logo