Hackers

USA 1995 (Hackers) Regie Iain Softley, 95 Min.

Hacker sind gebildete und gewitzte Computerspezialisten, die sich per Telefonleitung ungebeten in fremde Systeme einschleichen und dort ihre digitalen Duftmarken setzen. Zum Kult um die Hacker gehört eine Moral, die sich gegen Großkonzerne oder Staatskontrolle wendet, das Wohl der Welt auf dem Monitor verfolgt und dabei auch noch unangepaßten Spaß hat. Einige Exemplare treten unauffällig, andere schrill auf. Sie schmücken sich mit Beepern, bewegen sich auf Inline-Skates und kein Telefonanschluß ist vor ihnen sicher. In letzter Zeit sind sie immer öfter in Hollywood zu finden: "Sneakers", "Johnny Mnemonic", "The Net" - Ende offen. Die Gedankenfabrik holt die Computerfans mit Cyberspace aus dem Cyberspace und formt gleichzeitig die Images für diese Gattung Mensch.

Dade ist mit siebzehn eigentlich schon ein Senior und eine Legende dieser Szene: Als Elfjähriger nannte er sich Zero Cool, legte 1507 Computersysteme lahm und verursachte einen Finanzcrash an der Wall Street. Sieben Jahre Computer- und Telefonverbot waren die Folge. Jetzt versucht Dade auf der neuen Schule seine Traumfrau zu beeindrucken: Mit kleinen Veränderungen im Stundenplan und einem Sprinkler-Test mitten im Unterricht. Als einer der neuen Hackerfreunde in einem Computer die Spuren eines riesigen Betruges entdeckt, müssen die jungen Elite-Hacker gegen einen gleichermaßen geschickten, aber verdorbenen Gegner in der Konzernspitze kämpfen.

Sehr dynamisch legt Produzent und Regisseur Softley gleich zu Beginn eine Cyberspace-Ästhetik auf die Leinwand. Mit guten, alten Filmstückchen (!), Technomusik, 3D-Simulationen auf den Schirmen und schnellen Schnitten setzt er komplexe Tastaturvorgänge des Hackers reizvoll um. Im Digitalen schwebt die allmächtige Kamera schrankenlos herum. Die Lippen einer Frau lösen den Medienflash mit Comic- und Filmszenen aus.

"Hackers" kümmern sich nicht um die Philosophie des Cyberspace, der Kult ist ihr Ding. Dabei sind schneller Kopf und rasche Finger kein Persilschein für den besseren Menschen. Gutwillige Spieler oder Terroristen? Der Gegner nennt sich zwar The Plague (die Pest), ist aber trotzdem immer noch ein Hacker. Nach einem ästhetisch fulminanten Start übernehmen klassische Schemata den Hauptprozessor: Boy meets Girl und beide retten dann die Welt. Mit dem Degen, der Schreibmaschine, dem Computer oder dem Colt - alles gleich. (Was auch eine "Are you talking to me" Parodie zeigt: Wie DeNiro in "Taxi Driver" übt Dale vor dem Spiegel das Ziehen - einer Diskette.) "Hackers" sagt es selber: "Samurai oder Keyboard-Cowboys."

Iain Softley erfreute auch schon mit "Back Beat", dem Film über einen frühen, fünften Beatle. Er arbeitete mit einer Menge Musikern zusammen, da wundert es nicht, daß Dave "Eurythmics" Stewart kurz einen Hacker in London gibt.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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