The Game
USA 1997 (The Game) Regie David Fincher, mit Michael Douglas, SeanPenn, Deborah Kara Unger u.a., 128 Min.
Von Günter H. Jekubzik
Der Film ist eine große Illusion. Der Zuschauerläßt sich auf ein Spiel ein, weiß nicht genau, wasihn erwartet. Ein verwandter Geist kümmert sich um die ganzeInszenierung. Und wenn es gefällt, teilt man die Kosten mit ihm.
"The Game" ist eine große Illusion. Nicholas Van Orten(Michael Douglas) läßt sich auf ein Spiel ein, ohnedaß ihm jemand genau erklärt, worum es geht. Nicholas istein Investment-Banker, ein extrem erfolgreicher, ebensogefürchteter wie geachteter Geschäftsmann.
Sonst ist er nichts und sonst hat er nichts: Sein sozialer Kontaktbeschränkt sich auf die allernötigstenHöflichkeitsfloskeln. Unbedarfte, die ihm zum Geburtstaggratulieren, erhalten nur einen bösen Blick als Undank. DasPrivatleben des Nicholas Van Orten beschränkt sich darauf, diefreundlich sorgenden Anrufe seiner Ex-Frau Elizabeth abzuwimmeln. Nurmit seinem kleinen Bruder Conrad (Sean Penn) hält derverschlossene Mensch regelmäßig Kontakt.
Von Conrad kommt auch als Geburtstagsgeschenk die Einladung zumConsumer Recreation Service, kurz CRS. Der Mann, der alles hat,außer ein wenig Spaß im Leben, läßt sich auf"The Game" ein. Er macht das Spiel mit, obwohl er keine Ahnung hat,worum es geht und Überraschungen haßt. Zwar erhältNicholas eine Ablehnung vom CRS, doch bald findet er einelebensgroße Clownpuppe in seinem Garten und derNachrichtensprecher wendet sich direkt an ihn. Schon am nächstenTag sieht Nicholas die Umgebung mit anderen Augen, schaut sich genauum, ob nicht eine Überraschung oder ein Spion von CRS unter denMenschen lauert. "The Game", das Spiel, hat begonnen - auch fürdie Zuschauer.
Es passiert bald einiges, ein Aktenkoffer läßt sichnicht mehr öffnen, die Kellnerin (Deborah Kara Unger)verschüttet das Getränk, ein alter Mann bricht auf derStraße zusammen. Sind dies zufällige Ereignisse? Oderalles Inszenierungen von "The Game"? Auf jeden Fall lassen sichverdächtig viele Firmen im Bild mit CRS abkürzen.
Inhaltlich-sentimental geht es um die Läuterung einesverkorksten Geschäfts-Mannes. "Die Reisen des Mr. Leary" in dieWelt der Investment-Banker. Erstaunlicherweise kommt der Film sehrlange ganz ohne die üblichen Action- und Verfolgungseinlagenaus. Auch die Musik von Howard Shore drängt nicht, siebeunruhigt schwebend.
Das Spiel verläuft hochspannend, weil auch wir nicht wissen,was "echt" und was inszeniert ist. Gleichzeitig ist "The Game"spaßig, wenn der verwirrte Nicholas seine falschenVerdächtigungen austobt, seine unglaubliche Geschichte zuerklären versucht. Die Frage "Spaß oder Ernst" klärtsich allerdings, als das Spiel zum mörderischen Horrortrip wird.Nur die verschiedenen Schlüssel, die Nicholas immer wiederzugespielt werden, retten ihn aus atemberaubenden Situationen.Irgendwann sieht der Erfolgsmensch ziemlich derangiert aus und allseine Konten sind geplündert.
Die Wirkung des Films ist Erstaunen. Wenn man ihn nicht gleichnoch einmal sieht, wundert und rätselt man noch Stunden nachher.Schon "Dieüblichen Verdächtigen" boten einen raffinierten Bluff,auch "Zwielicht" überraschteam Ende - doch so einen gründlich eingezogenen, dauerhaftendoppelten Boden habe ich selten gesehen. Wenn Michael Douglasbehauptet, das Drehbuch von John Bracanto und Michael Ferris sei dasBeste, das er seit Jahren gelesen hat, kann man diesePressemitteilung ausnahmsweise glauben.
"The Game" wird nach seiner Videoveröffentlichung sicher ganzschnell als allgemeines Modell für das Spiel "Spielfilm" in dieFilmseminare Einzug halten. "The Game" funktioniert wie ein Traum imTraum. Eine großartige Inszenierung, in der Zuschauer undFilmmacher wie Brüder zusammenarbeiten. Nach "The Game" wirdjeder Kinobesucher diesen und alle anderen Filme anders sehen.
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