Goya in Bordeaux

Sp/I 1999 (Goya en Burdeos) Regie Carlos Saura, 102 Min.

Allein der Name Carlos Saura dürfte reichen, um Begeisterung und Vorfreude auf seinen neuesten Film auszulösen. "Goya in Bordeaux" ist der dreißigste Film des genialen Regisseurs, ein lang gehegtes, sogar DAS am längsten entwickelte Projekt des spanischen Meisters. Was bleibt das anderes übrig, als zu schwärmen, bei einem Künstler, der seit vierzig Jahren gute Filme macht und in seinen letzten auch noch besser und besser wurde.

"Goya in Bordeaux" schildert auf verschiedenen Ebenen einer Traumwelt die letzten Monate im Leben des spanischen Malers Goya (1746-1828), verbracht im französischen Exil, in Bordeaux. Der 82-Jährige (Paco Rabal) lebt mit seiner jüngeren Frau und seiner 12-jährigen Tochter Rosario. Ihr erzählt er Geschichten und seine Geschichte. Wie er zum Hofmaler wurde, von den Intrigen, von seiner großen Liebschaft mit der berüchtigten Herzogin von Alba. Mit 46 Jahren wurde Goya taub.

Sauras Film ist keine Biographie, kein typisches Bio-Pic. Visionen geben ihm Kraft, bringen in der grauslige Version etwas von der dunklen Seite der Menschen rüber, die in den "Caprichos" erschreckt und fasziniert. Der Film beginnt mit einer Verwandlung von den Eingeweiden einer Kuh zum tief zerfurchten Gesicht Goyas. Licht, Farben, Blut vermischen sich zum Bildrausch. Transparente Tapeten verbinden die Ebenen, Wände lösen sich wie schon in "Flamenco" vor der Kamera des Bildkünstlers Vittorio Storaro auf. Die Inszenierung einiger "Schrecken des Krieges" verbinden sich nahtlos mit dem Alltag des alten Mannes. Die Begeisterung des jungen Goya (Jose Coronado) etwas vor dem verspielt verspiegelten Velazquez-Meisterwerk "Die Meniñas" kann als Schlüssel zu Goyas Werk dienen, aber auch als Vorlage für Saura Spiegel-Spiele in seinem letzten Film "Tango".

Nicht zuletzt kann man diesem Film auch dankbar sein, dass durch ihn wieder Konrad Wolfs "Goya" gezeigt wird. Einer der besten Filme der DDR aus den Zeiten, als diese noch nicht ahnte, das sie schon immer "ehemalig" gewesen sein wird.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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