Gottes Werk & Teufels Beitrag

USA 1999 (The Cider House Rules) Regie Lasse Hallström, 131 Min.

John Irvings "Gottes Werk & Teufels Beitrag" ist nicht nur ein Bestseller, auch ein Bestreader. Wer hat diesen Roman nicht gelesen? Ich zum Beispiel, aber die Geschichte kannte ich Trotzdem aus den vielen begeisterten Gesprächen um mich herum. Aus dem ewig dicken Buch wurde auf Basis der ersten Irving-Drehbuchs ein Film von über zwei Stunden. Doch es passiert erstaunlich wenig und das auch noch weitgehend undramatisch. Seltsam, wenn nicht ganz einfach: enttäuschend.

Es ist die Geschichte von Homer Welles, einem tragischen Odysseus, der es von seinem Geburtsort, einem Waisenheim, gerade mal runter ans Meer schafft, dort Liebe erlebt und erleidet, seine Prinzipien am Leben messen muss und wieder zu seinem Geburtshaus zurück kehrt.

Dr. Wilbur Larch (Michael Caine) zog Homer in den Dreißiger Jahren groß, erwählte ihn unter all den Waisen, um die er sich großherzig kümmerte, zu "seinem" Kind. Wegen eines Herzfehlers soll Homer sich - auf Empfehlung Wilburs - vor großen Gefühlen und Aufregung hüten. Ohne jemals eine Schule oder die Universität zu besuchen, wird Homer (Tobey Maguire) zu einem exzellenten Frauenarzt. Nur eines unterscheidet Lehrer und Zögling: Während Dr. Larch den Frauen hilft, egal ob sie kein Kind haben wollen oder doch, will Homer nur Kinder zur Welt bringen, keine Abtreibungen machen.

Irgendwann muss Dr. Larch diagnostizieren: Wir haben Homer an die Welt verloren. Der Junge, tapsig vor allem im Blick, entdeckt bei seinem ersten Ausflug staunend neue Dinge zum Beispiel ein Autokino. Unter Pflückern und Saisonarbeitern fühlt er sich auf der Apfelplantage Ocean View mit Blick auf den Ozean richtig wohl. Vor allem als ihm Candy (Charlize Theron), deren Mann Wally (Paul Rudd) als Bomberpilot in Asien Krieg führt, immer näher kommt. Der Beitrag des Teufels bleibt jedoch nicht aus: Rose Rose, die Tochter des Vorarbeiters Mr. Rose, ist schwanger - wie sich später herausstellt, von ihrem Vater. Der ernüchterte Homer verbrennt die unsinnigen Regeln der Apfelpfücker-Hütte, "The Cider House Rules" aus dem Original- und Buchtitel, und reift an den süßen und bitteren Früchtchen des Lebens.

"Gottes Werk & Teufels Beitrag" ist ein schöner Film, keine Frage. Die Kamera genießt den goldenen Herbst in Maine und die Kunst Irvings, ebenso kuriose wie liebenswerte Menschen zu zeichnen, ging auch beim Transport des Stoffes durch die Filmkamera nicht verloren. Da fand das Buch mit dem Regisseur von "Abba", "Gilbert Grape" und "Power of Love", Lasse Hallström, den idealen Umsetzer. Jedoch selbst für den Filmkenner der Irving-Stoffe ("Garp und wie er die Welt sah", "Das Hotel New Hampshire", "Simon Birch" nach "Owen Meany") ist dieser neue Film, in den Irving selbst ganze 13 Jahre investierte, brav und gewöhnlich. Wenig schwarzer Humor hat die Film-Destillation überlebt. Weshalb erfahren wir vielleicht bald von Irving selbst: Sein nächstes Buch mit dem Titel "Half an orphan - Das Schreiben von Gottes Werk ..." dreht sich um die Erfahrungen mit dem Filmgeschäft.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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