Glengarry Glen Ross
USA 1992 (Glengarry Glen Ross) Regie: James Foley, 100 Min.
Von Günter H. Jekubzik
Eine knallharte Eröffnung trifft die vier Angestellten eines Immobilienbüros: Wer in der nächsten Woche die meistens Abschlüsse reinbringt, erhält einen Cadillac. Der Zweite wird mit einem Messer-Set abgespeißt, der Rest entlassen. Der Überbringer dieses Ultimatums (Alec Baldwin) ist ein gnadenloser Erfolgsmensch, der mit brutalen Äußerungen seine Gegenüber erniedrigt und dem Rekord in der Verwendung unflätiger Ausdrücke ("Fuck") sehr nahe kommt.
Karteikarten, auf denen die Grundstücke vermerkt sind, kommt dabei eine besondere Bedeutung zu: Die Karte (engl: lead) kann einen in Führung (engl: lead) bringen. Wenn sie gut ist, sichert sie den Vorsprung (engl: lead) im gnadenlosen 'ratrace' um die zwei Jobs für vier Handlungsreisende. Eine schlechte Karte (engl: lead) kann wie Blei (engl: lead) in der Endabrechnung sein.
Die Vertreter müssen also in Zeiten der Rezession um ihr(en) Leben(sunterhalt) verkaufen und bedienen sich ihrer Schauspielkünste - welch wunderbare Rollen für vier gute Darsteller: Jemanden zu spielen, der, um zu überleben, wiederum in viele andere Rollen schlüpfen muß. Aus der glänzenden Riege ragen Al Pacino und Jack Lemmon heraus. Pacino ist der sonnenstudio gebräunte, elegante Siegertyp Ricky Roma und viel eindrucksvoller als in "Duft der Frauen". Lemmon beugt und windet sich als Shelly Levene, ein alter, hoffnungsloser, schwerverschuldeter Mann.
In nicht einmal vierundzwanzig Stunden erzählter Zeit spielt sich der Film an wenigen Schauplätzen ab, setzt die Geräusche einer U-Bahn zur Verstärkung emotionaler Höhepunkte ein und arbeitet abwechslungsreich mit den Kamerabewegungen. Die Positionen in der brutalen Hackordnung wechseln fortwährend. Ein Wort stürzt den gerade noch laut Fabulierenden in winselnde Untertänigkeit.Das Stück "Glengarry Glen Ross" vom Regisseur, Bühnen- und Film-Autor David Mamet ("Haus der Spiele", "Homicide") entstand aufgrund einer Erfahrung als Sekretär in einem Verkaufsbüro: "Nervösere, gehetztere Männer als damals habe ich nie wieder getroffen. Das Feuer der Existenzangst hatte sie aufgeputscht. Gefährlich, faszinierend, stärker als jede Droge." Die Story "for everyone who works for a living", wie das Vorwort des Films sagt, wurde entgegen allen skeptischen Erwartungen von James Foley ("Reckless", "Auf kurze Distanz", "After Dark, my sweet") in einen packenden Film umgesetzt.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
realisiert durch | Ein Service von |
Rubriken
- Berlinale 2006 (13)
- Berlinale 2007 (11)
- Berlinale 2008 (4)
- Berlinale 2009 (11)
- Berlinale 2010 (14)
- Berlinale 2011 (14)
- Berlinale 2012 (17)
- Berlinale 2013 (3)
- Berlinale 2014 (6)
- Cannes 2006 (3)
- Festivals (61)
- Impressum (1)
- Kritiken (15)
- Kritiken GHJ (2209)
- Kritiken LT (524)
- Locarno 2005 (5)
- Locarno 2010 (4)
Über
filmtabs
- Das erste Online Filmmagazin Deutschlands, seit 1996 - Über 3000 Artikel, Kritiken und Festivalberichte.
Es gibt 2,811 Artikel und 127 Kommentare.
Aktuell
- 26.11 The Green Prince
- 26.11 Der Koch
- 26.11 Auf das Leben!
- 26.11 Das Verschwinden der Eleanor Rigby
- 25.11 The Zero Theorem
- 24.11 Das Verschwinden der Eleanor Rigby
- 24.11 The Green Prince
- 24.11 The Zero Theorem
- 24.11 Kill the Boss 2
- 19.11 Die Legende der Prinzessin Kaguya
- 19.11 Keine gute Tat
- 18.11 Höhere Gewalt (2014)
- 18.11 Ein Schotte macht noch keinen Sommer
- 17.11 Die Tribute von Panem - Mockingjay Teil 1
- 17.11 Bocksprünge