Gladiator

USA 1999 (Gladiator) Regie Ridley Scott, 145 Min.

Maximus heißt er und er gibt uns maximale Schlachtqualität. Wer kommt bloß auf die Idee, wieder einen Sandalenfilm auf den Markt zu werfen? Diese Schnaps- oder Koksidee brachte bei einer Hollywoodparty sicherlich viel Spaß. Als dann das Wort Ridley Scott fiel, war der Schenkelklopfer perfekt. Ein Mann fürs bombastisch Grobe, einer, der dem Arbeitsalltag im Schlachthaus noch werbeästhetische Qualitäten abgewinnen kann. Und jetzt ist es fertig, das Gladiatoren-Geschnetzelte ...

Ein gefeierter Feldherr wird zum Sklaven, der Sklave ein erfolgreicher Gladiator, der Gladiator kommt nach Rom, um den letzten, von seinem Sohn dahingemeuchelten Caesaren zu rächen. Das wars im Groben. Die Details: Der kriegsmüde, reumütige alte Caesar Marcus Aurelius (Richard Harris) legt die Zukunft Roms nicht wie erwartet in die Hände seines ungeliebten, mißratenen Sohnes Commodus (Joaquin Phoenix). Nein, Maximus (Russell Crowe), ein Farmer, ein ehrenhafter Kämpfer soll Nachfolger werden und das korrupte Rom reinigen.

Das gefällt Commodus gar nicht, der nach einer kurzen Ausprache zwischen Vater und Sohn die Erbfolge mörderisch beschleunigt. Maximus macht nicht mit, kann aber in letzter Minute seine Henker hinrichten. Die Schergen des neuen Kaisers haben allerdings schon Maxis Frau und Kind umgebracht und zur Vergrößerung des maximalen Leids wird der Ex-General zum Sklaven. Von nun an heißt es: Ein Römer sieht rot.

Vor dem Hintergrund der Machtkämpfe, des Ringens um die Wiederherstellung der Republik, dürfen wir in der Kulisse eines gewaltigen Rom üppige Schlachtfeste erleben. Das Flugblatt preist in großen Buchstaben "Gewalt" an und der Film hält dies Versprechen - das ist keiner der heute harmlos wirkenden Sandalenfilmchen! Bis das Blut im Sande der Arena versickert, gibt es Schwert-, Spieß-, Wurf- und Wagenkämpfe voller sadistischer Details. Die anfüllenden Dialoge sind dementsprechend mit dem Schwert grob zurechtgehauen. Rührselige Momente gibt es ausreichend, damit die weibliche Begleitung nicht das Kino verläßt, aber auch nicht übermäßig, damit die männliche Begleitung nicht das Kino verläßt.

Die Akteure dieses grausamen Spektakels sind selbstverständlich alles Menschen von heute mit Problemen von heute: Wofür kämpfen wir? Das ist die Frage der Soldaten und der US-Öffentlichkeit beim Vietnam-, Korea- und Irakkrieg. Der große Running Gag des Films ist der Vergleich von blutigen römischen Zirkusspielen mit dem heutigen Entertainment-Geschäft. (Aber wir haben uns ja schon vorgestellt, wie der Film entstanden ist ...) Die Philosophien des Kampf-Trainers beschreiben die Verführung der Massen: "Win the Crowd!" Sowohl der Imperator als auch der Senat denken nur an Wählergunst und Meinungsumfragen. Alles Politik von heute, auch die schlüssige Taktik das Volk mit Blut und Spielen - sprich: Unterhaltung - für sich zu gewinnen. "The Mob is Rome" oder Die Quote ist das Volk. Sie haben die Wahl ...


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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