Ghost Dog - Der Weg des Samurai

USA 1999 (Ghost Dog: The Way of the Samurai) Regie und Buch Jim Jarmusch, 116 Min.

An den Namen Jim Jarmusch hängen sich viele Erinnerungen und Hoffnungen: Die frühen Filme "Permanent Vacation" (1980) und "Stranger than Paradise" (1984) begeisterten durch trocken-eleganten Stil. Bei "Down by Law" (1986) und "Mystery Train" (1989) kamen Stars und internationale Preise hinzu. "Dead Man" (1995) war vor allem durch Johnny Depp und die Musik von Neil Young ein träge vor sich hin delirierender Fieberfilm. Der in Deutschland völlig übersehene Konzertfilm "Year of the Horse" hielt sich an das versprochene "dreckige Super8" und erschuf gleichzeitig mit den Altrockern von Crazy Horse ein atemberaubendes Dokument der Vergänglichkeit. Allerdings hatte man immer das Gefühl, Jarmusch ist jetzt vor allem ein berühmter und kein begabter Filmemacher mehr.

Auch sein "Ghost Dog" hat nichts mehr von früher originellen Geschichten um seltsame Menschen. Die von Robby Muellers Kamera reizvoll gestylte und musikalisch flott begleitete Story eines schwarzen Killers (Forest Whitaker), der sich für einen japanischen Samurai hält und sehr einfallsreich eine ebenso überkommene Mafia-Bande aus alten, fetten Italoamerikanern umlegt, kann nur noch schöner töten. Ganz in Schwarz gehüllt, beinahe unsichtbar, technisch besser ausgestattet als James Bond ist Auftragskiller Ghost Dog der gute Geist des Viertels. Ein französischer Eisverkäufer bringt mit seinem Wägelchen Humor in die Geschichte (siehe "I scream, you scream"-Benigni), weil er und Ghost Dog nicht die gleiche Sprache sprechen, alles doppelt sagen und sich trotzdem hervorragend verstehen. Ein kleines Mädchen, das auch gerne Samurai-Geschichten liest, sorgt für das Sentiment.

Auf solche vorgestrigen Genre-Mixes können wir gerne verzichten! Während "Fight Club" aus esotherischen Versatzstücken einen irritierenden Gesellschaftsspiegel zusammensetzt, macht Jarmusch aus Haikus, asiatischen Sinnsprüchen und dem uralten Samurai-Typus ein modisches Glanzfilmchen. Dem gängigen Kult kommt dabei mehr Aufmerksamkeit zu als dem Menschenleben an sich. Selbstverständlich ist es spaßig, wie sich die fetten Mafiadeppen herrlich blöde anstellen. Und ungeheuer cool wie der schwarze Samurai seine Gymnastikübungen macht. Doch sollte es nicht über Leben und Tod entscheiden, ob man dem gerade aktuellen Trend aufsitzt. Lieber Herr Jarmusch, draußen vor dem Kino gab es nach der Samurai-Welle mittlerweile die Postmoderne!


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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