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Geliebte Aphrodite

USA 1995 (Mighty Aphrodite) Regie + Buch WoodyAllen, 93 Min.

Wenn der Theaterchor einer griechischen Tragödie bei derAnrufung Gottes nur dessen Anrufbeantworter erreicht, wenn sich derChorleiter bei der Hauptfigur erkundigt, wie denn die Nacht mit derGeliebten war, wenn die letzten Weisheiten in einem Cole Porter-Songstecken, dann kann Woody Allen nicht weit sein.

Sein neuester, überraschend leichter Spaß beginnt alsantike Tragödie eines Lenny Weinrib. Allen selbst gibt den vonseiner Karrierefrau Amanda etwas vernachlässigtenSportjournalisten. Auf der Flucht vor einer frustrierenden Eherollesucht Lenny die Mutter seines so cleveren Adoptivsohnes Max. Siemuß eine Traumfrau sein - und erweist sich für den gutsituierten, bürgerlichen Intellektuellen als Alptraum: Die NutteLinda Ash hat ebenso viele Karrieren wie Namen hinter sich gebracht.Hinreißend naiv zieht Linda mit einer dauernd überspanntenStimme die Lacher auf ihre Seite. Im schönsten Momentverführt die junge Linda den schüchternen, alten Lenny,kitzelt ihn am Ohr und jeder sieht, wie viel Spaß Mira undWoody dabei hatten.

Nun macht sich Allen nicht gemein lustig über Blondinen oderdümmlich-schlechte Schauspielerinnen ("Bullets over Broadway").Seine "Aphrodite" ist ungemein sympathisch und führt eher denIntellektuellen mit seinen Klischees von Heim und Herd vor. Vor allemdas sehr positive Ende erstaunt und macht glücklich. Da ist deralte Zyniker Allen gar nicht mehr bissig, er ist mal nett zu seinenMenschen. Und dann ist bei reichlich verwickelten Geschichte sogarnoch eine Fortsetzung drin: "The Son and Daughter of MightyAphrodite".

Die Zahl der Gags, die allein aus dem Miteinander von griechischemChor und New Yorker Leben hervorsprühen, ist unfaßbar. DerCast wieder exquisit: Neben Woody Allen spielen Helena Bonham Carter(die Zierliche aus den E.M. Forster-Filmen als rigideKarriere-Amanda), F. Murray Abraham als Chorleiter, "Robocop" PeterWeller als schmieriger Verführer, der ehemalige Chefredakteur("Lou Grant") Jack Warden als blinder Seher (!) Tiresias. Die Rolleder Linda brachte Mira Sorvino den Oscar für die beste weiblicheNebenrolle ein.


Eine Kritik von GünterH. Jekubzik

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