"Vengo", Tony Gatlifs Film um eine leidenschaftliche Blutrache unter spanischen Roma wird sich selten so wohl gefühlt haben wie bei einem Special Event in Thessaloniki. Eine Vorführung von "Vengo" war nach der Premiere in Venedig keine Neuigkeit mehr. Nachdem das 41.Internationale Filmfestival Thessaloniki in Griechenland eröffnete, gab es passend zu dem von mitreißender Musik durchflossenen Film eine Premierenfeier mit Flamencogruppe. Das nordgriechische Publikums reagierte kühl. Am nächsten Tag jedoch zog Gatlif, der Regisseur von sehr lebendigen und beschwingten Filmen über Roma in der ganzen Welt, mit seinem Film in eine neu gegründete Romaansiedlung am Rande der Stadt. Damit trat er in ein sehr dramatisches Setting für weitere Filme ein: Ist eine von Staat initiierte Ansiedlung des "fahrenden Volkes" immer heikel, bietet eine ehemalige Kaserne vielleicht nicht den passenden Ort dafür. Außerdem führte der Regierungsversuch, die Religion nicht mehr in griechischen Pässen zu vermerken, zum Aufbegehren einer besonderen Form des griechisch-orthodoxen Religions-Nationalismus. Denn über diesen Eintrag lassen sich sehr klar die "echten" von den "falschen" Griechen unterscheiden. Wie in den benachbarten Balkanstaaten keine beruhigende Entwicklung für die Roma. Aber - und das zeigen Gatlifs Filme intensiv - im größten Leid, in der höchsten Freude, überall steckt Musik drin.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

realisiert durch
Ein Service von