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5. Internationales Filmfest Oldenburg

Gute Stimmung trotz spärlicher Publikumsbeteiligungkennzeichnete die abschließende Abendvorstellung des 5.Internationalen Filmfestes Oldenburg. Vom 9. bis zum 13. Septembererfreuten über vierzig deutsche und Weltpremieren,Publikumsfilme und Filmkunst das Publikum. Der etwas andere US-StarSeymour Cassel, dem ein "Tribute" mit fünf alten und aktuellenFilmen gewidmet war, überreichte Sonntagabend den erstmalsverliehenen "Levi's Independence Award" im Wert von DM 10.000. DieserPublikumspreis ging an Richard Schenkman für seineeinfühlsame Geschichte dreier Freunde "Went to Coney Island on aMission from God ... be back by Five". Zwei Kumpel machen sich imVergnügungspark von Coney Island auf die Suche nach einemSchulfreund, der unter Obdachlosen gesichtet wurde.

Der interessanteste deutsche Film war "23" vom jungenHans-Christian Schmid ("Nach Fünf im Urwald"): Die realeGeschichte des naiven Computer-Hackers Karl Koch, der in denspäten Achtzigern einem Wahn aus politischem Engagement,Verschwörungsphantasien und computer-technischer Begeisterungverfällt. Überall sieht der junge Karl Koch die Zahl 23 alsZeichen einer weltweiten Freimaurer-Vernetzung. Verführt von einpaar kleinen Gaunern verkauft er riesige Mengen geklauter Daten anden sowjetischen Geheimdienst - um ein Gleichgewicht der Macht zugewährleisten! Mit Witz und Spannung erzählt, durchpolitischen Hintergrund angereichert, zeigt "23" Substanz und Tiefebei guter Unterhaltung. Eine Kombination, die im jüngerendeutschen Film bislang eher selten war. Das schwache Gegenbeispiellieferten beim Oldenburger Festival zwei trottelige Kölner Copsnamens "DieMusterknaben". Ihr zweiter, erneut vom ZDF produzierter Film,läßt nun auch noch Originalität vermissen und bleibthoffentlich dem Kino erspart.

Ungetrübt von solchen Problemen genossen Prominente wie TilSchweiger ("Knockin'on Heaven's Door") und Peter Lohmeyer ("Zugvögel")neben den vielen Regisseuren der gezeigten Filme die Premieren undFilmparties Oldenburgs. Til Schweiger stellte mit seineminternationalen Schauspielkollegen Matthew Lillard den US-Film "Punk"vor, der nächste Woche in den deutschen Kinos anläuft. DiePunk-Periode einiger Teenager aus dem mormonisch braven Salt LakeCity wird grell und laut, aber auch als beiläufige Phasedargestellt. Die lockere Atmosphäre rund um das Festivalzentrum"Kulturetage" wurde bestimmt von den "unkomplizierten Amis", wieFestivalleiter Thorsten Neumann sie charakterisiert. (Leiderstören in diesem Festivalzentrum auch quälende Sitze underbärmliche Vorführbedingungen.) Zusammen schöpftenNeumann und Partner Thorsten Ritter bei ihrer qualitativ hochwertigenAuswahl amerikanischer Filme auf bewährte Beziehungen zurunabhängigen Szene von New York und Los Angeles. Die ehemaligenJournalisten schufen in nur fünf Jahren ein Ereignis, dasmittlerweile bundesweite Anerkennung findet. Mit einemjährlichen Etat von circa 300.000 DM und Geduld wollen sie indie Reihe der etablierten Festivals wie Saarbrücken oderMannheim hineinwachsen. Eine spezielle Jubiläumsreihe unter demTitel "Fünf Wege zur Weltherrschaft - Größenwahn"zeigt, daß sie dieses Ziel mit Humor und einer guten PortionSelbstbewußtsein verfolgen.

Günter H. Jekubzik


Eine Kritik von GünterH. Jekubzik

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