Krieg und Frieden
Berlin. Einmal Frieden für zwei bitte. Ist ausverkauft. Dann zweimal Krieg .... Zwischen Krieg und Frieden liegen oft nur Sekunden und wenige Meter: B52-Bomber fliegen im Kino 7. Die Kuba-Krise droht in Kino 5. Fast 20 Säle in Blickweite schaffen reichlich Kinovolk und andere Schaulustige zur 51.Berlinale an den Potsdamer Platz. Das reicht immer noch nicht ganz zur Belebung des Kunstprodukts von Stadtteil. Aber was los ist immerhin schon mal zwischen den Deko-Ziegeln der Debis-Stadt und den atemberaubenden Glastürmen von Sony. So - vom Rummel her gesehen - kann sich Berlin also mit Cannes messen.
Wichtig bei diesem Festivalvergnügen ist demnach, die richtige Schlange im Gedränge zu erwischen. Die zum Kartencounter für Frieden oder dem für Kriegsfilme, oder warten wir hier ewig auf Fast Food oder wollen wir uns für die Berlinale von Morgen casten lassen. Vor dem unverschämt dekadenten Freiluft-Austern-Imbiß gibt es zum Glück ebenso wenig Wartezeit wie vor der bettelnden Pappe des Obdachlosen.
Ach ja, da waren noch die Filme: Den aufgewärmten Kalten Krieg namens "Thirteen Days"(Regie Roger Donaldson) kann man sofort vergessen. Kevin Costner, der immer dabei ist und immer dabei gewesen sein wird, wenn Ur-Amerikanisches auftaucht, kümmert sich diesmal nicht um den toten "J.F.K." sondern um den lebenden Präsidenten während der Kuba-Krise. Spannung soll aus simplen politischen Szenarien entstehen, das erinnert an eine Bildzeitung, die zig Millionen gekostet hat. So was Einseitiges und Naives verlacht man in Schwarzweiß als Relikt des Kalten Krieges.
Aus der gleichen Epoche stammt der erfolgreichste, sprich: tödlichste Bomber der USA, die B-52, der Hartmut Bitomsky zwei Stunden Dokumentation und Analyse gewidmet hat. Die Erfolgsstory des Lastentiers, das so ziemlich alles abwirft, was Bumm und tot macht, enthält so schillernde Namen wie Vietnam, Desert Storm, Serbien. Aus vielen Perspektiven, von den Machern aus den Fünfzigern zu den Verschrottern von heute, beleuchtet Bitomsky das Phänomen "B-52". Bitomskys äußerst scharfer Blick in die Eingeweide des Kriegsmonsters B-52 läßt das Ungetüm erstarren, wie einen bißwütigen Hund, der erkannt hat, dass nur der überlegene Verstand die Chappi-Dose öffnen kann. Den Kommentar aus seinen essayistischen Filmen "Reichsautobahn" oder "Das Kino und der Tod" kann er sich der Autor und Regisseur sparen, die Interviewten demaskieren sich selbst in dieser Technik-, Kriegs- und Gewaltgeschichte.
Bitomsky sieht die B-52 als "exakte Parabel der Fortdauer des kalten Krieges über sein historisches Datum hinaus." Als Verlängerung des Kalten Krieges mit filmischen Mitteln hat "Thirteen Days" dann doch noch sein Gutes: Er schläfert nur ein und bringt nicht gleich um.
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