Provozierende Berlinale: Three Kings

Meistens regt sich das Publikum auf der Berlinale schon darüber auf, dass ein Film überhaupt aus den US-Studios stammt. Da kommt die Kriegs-Satire "Three Kings" von David O. Russell gerade recht, um heftige Diskussionen hervorzurufen. Ist es eine Satire oder ist es geschmacklose Propaganda?

Am zweiten Tag der 50. Internationalen Filmfestspiele Berlins läuft "Three Kings" in der Abendvorstellung des neuen Berlinale Palastes am Potsdamer Platz im Wettbewerb außer Konkurrenz. Der US-Feldzug gegen den Irak war von Anfang an und ungefährdet Hoheitsgebiet der Militärpropaganda mit ihren angegliederten Sendeanstalten. Ein paar Kinokomödien betätigten sich später als Leichenfledderer. Doch jetzt schlägt Hollywood mit einer tiefschwarzen Satire zurück.

Eine Handvoll Abenteurer unter der Leitung von Archie Gates (George Clooney) bricht auf, Saddams Goldschatz zu klauen. Der Krieg ist offiziell vorbei und man will bis zum Mittagessen zurück sein. Beim Bunker mit den aus Kuwait geraubten Schätzen geraten die marodierenden Amerikaner zwischen die Fronten von irakischem Widerstand und Saddams Elitetruppen. Nachdem es schon zu spät ist, entschließt sich Gates, den gefangenen und gefolterten Flüchtlingen zu helfen. Auf einer chaotischen und oft absurden Odyssee entdecken die Soldaten die Wahrheit hinter einem überhaupt nicht ehrenhaften Feldzug.

Das Ganze hört sich im Ablauf nach geschmacklosem Kriegs-Spiel-Film an. Doch schon die ersten Bilder machen die Dekonstruktion irritierend spürbar. Die Auflösung der amerikanischen Truppen zeigt sich auch in den blassen Farben. Das kriegs-kritische Wüstenabenteuer "Three Kings" versinkt quasi in zuviel Licht, aber es hat ja auch aufklärerische Qualitäten, kann sich durchaus bei Satiren wie "M.A.S.H." oder "Catch 22" einreihen. Differenzierte Ansichten über den amerikanischen Krieg und die politische Situation Iran erwartet das geschickt angelockte Action-Publikum sicher nicht. Ganz einfach klagt die Parabel an: Die Amerikaner hätten nur ihr Eigeninteresse verfolgt - seien es Goldbarren oder seien es Ölquellen - und Unterdrückung, Gewalt sowie Folter sehenden Auges ignoriert.

So ist "Three Kings" gerade der richtige Film, um ein Festival anzuheizen und in seiner Ambivalenz besser als der einlullende Eröffnungsfilm "The Million Dollar Hotel".


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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