Berlinale 2005

Festivalberichte von Günter H. Jekubzik und Oliver Schiffers


Die 55. internationalen Filmfestspiele in Berlin
10. - 20. Februar 2005

Voll, voller, Filmmarkt

Berlin. Es gibt überfüllt Vorstellungen bei dieser Berlinale. Es gibt sogar Vorstellungen, bei denen der Platz, für die, die draußen bleiben mussten sehr eng ist. Aber der größte Andrang auf die wenigsten Plätze darf der Däne Lars von Trier für sich verbuchen: Die Marktvorstellung von "Dear Wendy" in einem kleinen Nebensaal hätte wohl fünf bis zehnmal gefüllt werden können. Doch vor allem sollten Filmeinkäufer die amerikanische Geschichte einer unguten Beziehung zu einer Waffe sehen. Denn darum geht es beim "European Film Market" (EFM): Erfolgversprechende Filme entdecken und schnell die Verleih-Rechte für das Heimatterritorium sichern. Und dieser Handel floriert wie noch nie. Für 530 Filme wurden 810 Markvorführungen gebucht, berichtet die langjährige EFM-Leiterin Beki Probst. Auf 3500 Quadratmetern präsentieren sich Produzenten, Filmregionen und Festivals. Seit der "American Film Market" vom kühlen kalifornischen Januar in den angenehmeren Sommer gezogen ist, frieren 20 Prozent mehr Filmhändler in Berlin. Und im nächsten Jahr soll der EFM noch größer werden, denn dann zieht er in den Martin-Gropius-Bau um, der bisher bemerkenswerte Ausstellungen wie die aktuelle zu Stanley Kubrick beherbergte und sogar 7000 Quadratmeter bietet.

Damit löst sich der Markt etwas vom zentralen Festivalzentrum am Potsdamer Platz, aber längst in ganz Berlin Berlinale: Kevin Spacey trällert zu seiner Bobby Darin-Biographie "Beyond the Sea" im Friedrichstadtpalast ein paar Darin-Schlager. Für "Cinema für Peace", im Konzerthaus am Gendarmenmarkt, wo sich ein ausnahmsweise weißer Teppich vom frischen Schnee abzuheben versucht, gipsten sich Catherine Deneuve und Christopher Lee ihre Hände ein - nicht gegen die Falten, sondern für den guten Versteigerungs-Zweck. Die Zukunft des Filmschaffens kampiert beim "Berlinale Campus", einem quicklebendigen, vibrierenden Workshop im Haus der Kulturen der Welt. Das sympathische an dieser Stadt ist dabei, dass man auch umgekehrt gar nichts von der Berlinale mitbekommen kann. Eine ideale Festivalstadt, nur über das Wetter muss man immer wieder reden ...