Berlinale 2004

Festivalberichte von Günter H. Jekubzik und Oliver Schiffers


Die 54. internationalen Filmfestspiele in Berlin
5. - 15. Februar 2004

Berlinale digital

Einige Jahre nach der digitalen Aufregung ist mit dieser Berlinale der digitale Film erstmals wirklich im Kino angekommen. Es fiel nicht besonders auf in Cinestar und Zoo-Palast, die verwaschenen Farben ästhetisch wenig motivierter Digitalaufnahmen wurden sogar seltener und das war auch gut so. In zehn Berlinale-Kinos gab es hinter den Kulissen jedoch digitale Projektoren, die es ermöglichten, digitale Filme wie etwa Robert Lepages "La face cachée de la lune" in ihren originären Formaten zu zeigen. Somit ist die vertikale Integration des digitalen Filmemachens von der Aufnahme über Postproduktion und Schnitt bis zur Vorführung wenigsten im Festival-Schutzraum gesichert. Der normale Kinobetrieb kann die notwendigen enormen Investitionen zurzeit nicht leisten und spielt ja auch hauptsächlich klassischen Film von der Rolle. Somit mussten die Berlinale-Vorführer nicht mehr nur auf den Bildstrich und das Filmformat achten, sondern auf neue Normen wie die "Frame rate". Auf jeden Fall ist die Erweiterung der filmischen Ausdrucksmöglichkeiten eine wichtige Bereicherung des Festivals.

Ob sich t-online mit einem speziellen Angebot zur Berlinale bereichern konnte, war bis Redaktionsschluss von der Pressestelle nicht zu erfahren. Neben den schon bekannten Live-Übertragungen von Festivalevents, diesmal gesponsert von T-Systems, gab es den Festivalfilm "Lightning in a bottle" per "Video on demand" zum Download auf den heimischen Rechner. Die Aufnahmen eines Blues-Konzerts waren für bis zu 1000 Kunden für fünf Euro zu haben. Ein Werbegag sicherlich - aber auch eine seltsame Entwicklung für das Konzept "Festival". Wird man in einigen Jahren den kompletten Wettbewerb als Premiere-Paket abonnieren können? (Falls es Premiere dann noch gibt!) Es blieben ja nur noch die Empfänge und Partys als originäre Festerlebnisse, wenn jedermann auf der Couch den gleichen Film wie im Berlinale-Palast sehen kann ... Ebenfalls herunter laden konnte man sich schon vor der Berlinale vier Major- und Oscar-Filme aus Wettbewerb. Allerdings gratis und illegal - aber das ist eine andere Geschichte, die uns auch noch viele Festivals lang beschäftigen wird.