Berlinale 2003

Festivalberichte von Günter H. Jekubzik und Oliver Schiffers


Die 53. internationalenFilmfestspiele in Berlin
6. - 16. Februar 2003

Wettbewerb-Abschluss


Berlin. Kurz und heftig erwies sich der Wettbewerb der um zwei Tage
geschrumpften 53. Berlinale 2003. Die 23 Beiträge in Konkurrenz um die
Goldenen Bären waren keine lustige Sache, aber das war nur thematisch
bedingt: Drei Flüchtlingsgeschichten, Todesstrafe, Morde und
Selbsttötungen, Liebesdramen ... zum Lachen musste man in die anderen
Sektionen umziehen.

Doch die Qualität hielt ein interessiertes Publikum bei der Stange.
Während auf dem Filmmarkt, der die Rechte zukünftiger Kinofilme
verhandelt, verhalten geklagt wird, strömten die Zuschauer in die Kinos
am Potsdamer Platz und den andren Spielorten Berlins. Äußerstgeschickt
war die Star-Choreografie in der zweiten Berlinale unter Dieter
Kosslick: Am ersten Wochenende wollte der Starreigen gar nicht enden,
die erhöhte Aufmerksamkeit für das Festival war gesichert, in derWoche
wurde der Promistrom dünner, aber vor allem die deutschen Filme im
Wettbewerb hielten die Spannung und nun rätselt jeder, wer heute Abend
im Berlinale-Palast die Ehren-Bären empfangen wird.

Favoriten gibt es keine - dazu waren die Beiträge zu verschieden: Das
Drama "The Hours" um Virginia Woolf und zwei Leserinnen war
ausgezeichnet inszeniert und gespielt. Mit Meryl Streep, Nicole Kidman
und Julianne Moore ein Tip für den Schauspielerpreis. Spike Lee zeigte
in "25th Hour" die letzten Stunden eines Verurteilten in Freiheit und
beklagte sein verwundetes New York. Das gäbe in den USA sicher einen
Preis, aber in Berlin wird eine andere Politik gemacht.

Das Filmfestival unter dem Motto "Towards Tolerance" (Zu mehr Toleranz)
und ein besonderes Unicef-Event "Cinema for Peace" nutzten viele
amerikanische Stars wie Dustin Hoffman, um sich fern von der Heimat
gegen einen Krieg der USA auszusprechen. Nur Dennis Hopper wurde beim
jungen Talent Campus für seine Pro-Bush-Äußerungen ausgebuht.Berlin,
der alte Schnittpunkt zwischen West und Ost erwies sich 2003 als Forum
fürs Nachdenken und offene Kritik.

Der deutsche Film erfreut sich bei der neuen Berlinale weiterhin großer
Beliebtheit, sowohl die drei Filme im Wettbewerb ("Good Bye, Lenin",
"Lichter", "Der alte Affe Angst") als auch die Nachwuchsarbeiten in den
"Perspektiven" fanden reges Interesse.