Berlinale 2002

Festivalberichte von Günter H. Jekubzik und Oliver Schiffers


Die 52. internationalen Filmfestspiele in Berlin
8. - 17. Februar 2002

Der Felsen

Berlin. Mit Spannung werden die deutschen Filme im Berlinale-Wettbewerb erwartet. Das gab es lange nicht mehr und gibt die Aufbruchstimmung der 52.Berlinale gut wieder. Am Sonntag hatte "Der Felsen" von Dominik Graf seine Premiere im Berlinale-Palast.

Dominik Graf ist selbst ein Fels im deutschen Film. Seit Jahrzehnten zeigt er Qualität, allerdings meist im Fernsehen, etwa im Münchener"Tatort" ("Frau Bu lacht"). Sein letzter Kinofilm "Die Sieger" datiert aus1993.

Jetzt verlegt er die Spannung nach Korsika. Die Geliebte Kathrin (Karoline Eichhorn) bleibt zurück, stürzt sich in Abenteuer. Eine Selbstfindung mit tragischen Folgen.

Graf drehte den Film auf Mini-DV, auf kleinen, digitalen Videokameras.Trotzdem will er großes Kino machen. Doch der 50ger Graf hältsich nicht  ans konventionelle Erzählen. Unklar wie die GefühleKathrins sind die grobkörnigen, schwammigen Bilder. Die atmosphärischdichten Situationen erhalten eine poetische Aufladung durch die männlichenund weiblichen, aber immer sachlichen Off-Kommentare. Sie sind seltsamerweise das Stärkste am Film. Neben der mal großen, mal im Stil von Satie intimen Musik des aus Aachen stammenden Dieter Schleip.

Der deutsche Film spielt bei der "neuen" Berlinale unter Dieter Kosslick eine besondere Rolle. Vier einheimische Beiträge laufen im Wettbewerb: Tykwers "Heaven" als Eröffnung, die sehr freie RAF-Biographie "Baader", Dresens "Halbe Treppe" und "Der Felsen". Als Sondervorführung gibtes das BAP-Porträt "Viel passiert" von Wim Wenders, dem Spezialistenfür Rentner-Bands wie "Buena Vista Social Club".  In der neu geschaffenen Reihe "Perspektive Deutsches Kino" wird Tag für Tag ein Beispiel dafür gezeigt, wie jung und vielfältig der deutsche Film aber auch ist. Von dem Kurzfilmprogramm "99 Euro-Films" über das Aids-Drama "FickendeFische" bis zum "Glanz von Berlin" einer Dokumentation über drei Putzfrauenin der Stadt. Ganz hervorragende Perspektiven eröffnen sich da im Einzelnen und insgesamt.