Frankie, Jonny und die anderen

BRD 1994, R+B: Hans-Erich Viet

Fünf Jungens aus Ostfriesland, das sind "Frankie, Jonny und die anderen". Sie vertreiben sich ihre Zeit mit asiatischen Kampfritualen, spielen in schwarzen Klamotten Ninja-Kämpfer. Denn ihre Jobs bringen nur Frust und Schikane. Mit den Frauen klappt es auch nicht richtig und so bleiben die gemeinsamen Aktivitäten übrig: Zu fünft im Ford des Ältesten durch die feuchte Einöde Ostfrieslands ziehen. Frankie, Jonny und die anderen gehören irgendwie nicht in diese Gegend, schon gar nicht auf die Feuerwehr-Kirmes. Doch weg von hier kommen sie auch nicht - höchstens mal durch den Tunnel zur nächsten Dorf-Disco.

"Frankie, Jonny und die anderen" ist ein junger Film aus dem Norden. Die gelungene Komödie mit Tiefgang wird bestimmt von einer unvergleichlichen Atmosphäre: Selbst die hochdramatische Flucht in Hollywood-Manier bleibt im Schlamm stecken. Liebevoll ironisch beleuchtet Viet seine eigene Heimat. Mit dem so regional typischen trockenen Humor, der wortkargen Verständigung und den umso klareren Handlungen liegt der Spaß auf der Linie von "Karniggels" von Detlef Buck, mit dem Viet auch früher zusammenarbeitete. Unverbrauchte Darsteller - so heißt wohl das Stereotyp dazu - bringen noch mehr Vergnügen ins Spiel, das natürlich auch einen Schuß Liebe enthält. Dabei waren die Nordsee-Ninjas im ersten Drehbuch-Entwurf rechtslastige Jugendliche, wie Viet vor Wochen bei einer Vor-Premiere in Aachen erzählte. Momentan ist "Frankie, Jonny und die anderen" ein absoluter Genuß für alle denen "Karniggels" geschmeckt hat. Und ein Geheimtip, den der Filmverleih nur ganz vorsichtig und an wenigen Orten startet.

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Die Aachener Vor-Premiere von "Frankie, Jonny und die anderen (Schattenkämpfer)" einen Monat vor dem offiziellen Kinostart war am Dienstag ein voller Erfolg. Durch die Zusammenarbeit des bewährten Filmstudio-Teams mit dem Außeninstitut der RWTH konnten nicht nur den Studierende der Hochschule Film und Regisseur erleben.

Schon der anfangs gezeigte Kurzfilm begeisterte den vollen Karman-Hörsaal, obwohl die Ankündigung als "Experimentalfilm" zuerst einige erschreckte Buhrufe erzeugte. Doch die geraften Trickaufnahmen um einen norwegischen See in "Ein Jahr entlang der verlassenen Straße", begleitet von der Musik Jan Gabareks, boten im Rahmen der Karlspreisverleihung einen tollen Ausflug nach Norwegen.

Am Hauptfilm war nur zu beklagen, daß die vielen Lacher und der häufige Szenenapplaus oft die folgenden Sätze unverständlich machten. Die Erlebnisse von fünf Jugendlichen in Ostfriesland trafen mit ihrer trockenen Art voll den Geschmack der Rheinländer. Dabei waren die Nordsee-Ninjas im ersten Drehbuch-Entwurf rechtslastige Jugendliche, wie Regisseur und Autor Hans-Erich Viet nach dem Film erzählte. Doch auch so regten das von Sinnlosigkeit und Zielsuche bestimmte Treiben der schwarzbekleideten Jungens zwischen den Lachern einige Gedanken an. Viet, der auch Dokumentarfilme dreht, gelang die reizvolle Schilderung authentischer Stimmung eines tristen Lebens nahe am Watt. Sein sicheres Handwerk war ebenso zu erkennen wie die frühere Zusammenarbeit mit Detlef Buck ("Karniggels"). So blieben auch die meisten Zuschauer nach dem Film sitzen, um vom Regisseur und dem sympathisch-wortkargen Hauptdarsteller beispielsweise zu erfahren, daß Filmstreifen im Schneidestudio quer, nicht längs der Laufrichtung durchtrennt werden und weshalb beim romantischen Kuß auf der Fähre ein unbeteiligter Kapitän besser nicht im Bild ist.Mit dem gelungenen Abend zeigte sich gleichzeitig ein positiv verändertes Gesicht des Filmstudios für Studierende. Im neuen Programm finden sich nicht nur kommerziell interessante Filme, die dort wenige Wochen nach dem normalen Kinoeinsatz laufen. Auch Reihen, wie aktuell einige Shakespeare-Verfilmungen, haben wieder Raum gefunden.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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