Flirt

USA/BRD/Japan 1995 Regie Hal Hartley, mit Martin Donovan, Hal Hartley, William Sage, Karen Sillas, Elina Löwensohn, Maria Schrader u.a. 84 Min.

Ein Lieblingsfilm zeichnet sich dadurch aus, daß man ihn oft sehen will. "Flirt" hat alle Vorraussetzungen zu einem Lieblingsfilm, da man seine Handlung nach dem ersten Sehen bereits dreimal miterlebt hat. Hal Hartley erprobt nach "Simple Men" und "Amateur" "die wechselnde Dynamik ein und derselben Situation in verschiedenen Milieus." In New York, Berlin und Tokyo erbittet sich jemand Bedenkzeit zur Entscheidung zwischen zwei Menschen: "Gib mir 1 1/2 Stunden und ich sage dir, wie die Zukunft aussehen wird." Die folgenden realistischen und aberwitzigen Begegnungen an Telefonzellen und in Bars ähneln sich und enden alle mit einem absurden Schuß ins Gesicht.

Hartleys Kamera gestaltet exquisite Tableaus mit überirdisch schönen Figurenkompositionen. Die Bilder - oft wie von Hopper - beeindrucken mit sehr klaren Farben, die Menschen mit schönen, ernsten Gesichtern, ihren wunderbaren Gedanken. Aus den Schmerzen der Operationstische erheben sich sakrale Momente der Liebe. Fast jede Szene, jeden Dialog gibt es dreifach - damit ist "Flirt" auch ein origineller Sprachkurs. Nur der Höhepunkt der Verschrobenheit variiert in den verschiedenen Städten: In N.Y. beraten drei kaputte Typen auf dem Klo, wie man mit seiner Frau umgehen muß. In Berlin philosophieren drei Bauarbeiter mit schwerstem Dialekt in höchsten Abstraktionssphären. Und in Tokyo - wo Hal sich selbst mit den Rollen zu "Flirt" unter dem Arm spielt - lassen sich drei Prostituierte über die Männer aus.

Günter H. Jekubzik


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

realisiert durch

Ein Service von

arena internet service

FILMtabs-Logo