Fever Pitch

GB 1996 (Fever Pitch) Regie David Evans, 105 Min.

Nach "Undercover" kommt aus dem Mutterland des Fußballs nunder zweite Film in kurzer Zeit, der nicht Spielzüge sondernFantum analysiert. Während sich "Undercover" allerdings ganztief in die Gewalt der Hooligans hineinversetzte, vergnügt sich"Fever Pitch" an der latenten Gewalt eines Fanlebens.

In früher Jugend langweilte sich Paul bei denBesuchssonntagen mit seinem Vater elendiglich - bis der Vater ihn zueinem Heimspiel von Arsenal mitnimmt. Schon der erste Anblick desStadioninneren ist eine Offenbarung für den jungen Paul. Baldgeht er zu allen Heimspielen und erkämpft sich bei der Mutterauch die Genehmigung für die Auswärtspartien. DieBegleitung des Vater wurde Paul egal, ebenso wie dessen Liebe, die ersowieso nie gespürt hat.

Zwanzig Jahre später ist Paul (Colin Firth) ein Lehrer, derseine Schüler für Literatur begeistern kann. Vor allem dieJungens, die er nachmittags trainiert, bewundern ihn. Er kann dieMiete zahlen, hat eine Dauerkarte und kann sich ab und zu eine Platteleisten. ("High Fidelity" heißt der zweite Roman des AutorsNick Hornby.) Wie einsam und einseitig das Leben dieses Arsenal-Fansist, erleben wir, als die Kollegin Sarah (Ruth Gemmell) tiefer insein Leben eindringt. "Sie dürfen hier nicht rauchen, aber Siekönnen hier schlafen, wenn du willst!" Es ist Liebe auf denersten Blick, Pauls erste Gedanken gelten allerdings meist seinemVerein, der diesjährig Meister werden könnte - nachJahrzehnten des Mißerfolges. Versuche, Sarah seineFußball-Leidenschaft zu vermitteln enden katastrophal. Geradeals Sarah schwanger wird, bricht die Beziehung auseinander.

Die genau aufgezeichnete Sozialisation zum Fußballfanverbindet Spaß und Nachdenklichkeit auf's Unterhaltsamste. Paulträgt Boxershorts seines Vereins, zitiert aber auch Byron.Über Rückblenden erschließt sich Paul Innenleben,genau so verstehen wir aber auch Sarahs Verzweiflung über denhoffnungslosen Fans. Die Final-Dramaturgie funktioniert bestensfür Fußballer und auch für Ungläubige. DasDrehbuch entstand nach dem sehr erfolgreichen Buch von Nick Hornbyund fasziniert, weil auch es die Autobiographie eines Fanlebens ist.Hier wird Fußballeidenschaft nicht auf die intellektuelleSchiene geschoben, wie es auch bei schreibenden deutschen Fans seitLangem üblich ist. Colin Firth ("Valmont","Circle of Friends","Der englischePatient") tat gut daran, für die energiegeladene, klugeRolle Pauls auf Hollywoodangebote zu verzichten.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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