eXistenZ

Kan./GB 1998 (eXistenZ) Regie und Buch David Cronenberg, 98 Min.

Hereinspaziert ins neue Computerspiel der berühmten Spiele-Designerin Allegra Geller (Jennifer Jason Leigh). Doch noch bevor es los geht, wollen fanatische Gegner virtueller Welten Allegra entführen. In "eXistenZ" herrscht der Kampf zwischen den konservativen Landmenschen und den Spielmenschen. Allegra kann mit Ted Pikul (Jude Law) fliehen, hinein in eine Folge sich überstürzender Ereignisse. Schnitt. Applaus. Klasse Spiel. Noch Fragen, bitte?

Statt in der "Wirklichkeit" des Films waren wir nur in der Virtualität eines Spiels. Das kann einem zur Zeit im Kino häufiger passieren: "Nirvana", "Dark City", "Matrix", "The 13th Floor" ... Längst scheint nicht mehr klar, was wirklich, was virtuell ist. Spielen wir oder werden wir gespielt? David Cronenberg, hochgeschätzter Meister des Horror und des Abgründigen ("Die Unzertrennlichen", "Naked Lunch", "M. Butterfly", "Crash") nahm sich dieses Themas schon früh an. Seine im Ansatz hochspannende Analyse bleibt überraschend kühl. Nicht mal den üblichen Ekel-Schauer erlaubt er uns.

Dabei ist der Zukunftsentwurf von "eXistenZ" kühn: Ein Stecker mit Nabelschnur wird in Rückrat eingeklinkt. Die Software verbindet sich mit der Psyche, beide beeinflussen sich. Die Spiele-Steuerung erfolgt über einen Port, dermaßen sinnlich, dass man das Gerät in einem Pornoshop kaufen möchte. Doch die Welten bleiben - bis auf zweiköpfige Eidechsen und unappetitliches Essen - merkwürdig sicher und unspektakulär. Vor allem im Vergleich zu den technisch aufwendigen Entwürfen bei "Matrix" oder "Dark City".

Der Clou von Cronenberg, die Vision von "eXistenZ" liegt im Grundprinzip: Er macht das Digitale organisch. Und er macht die Zukunft und das Virtuelle bis zur Unkenntlichkeit normal - darin liegt das Unheimliche. Schon in "Naked Lunch" wurden aus Schreibmaschinen lebendige Käfer. Nun setzt man eine Pistole aus Kiefer- und sonstigen Knochen zusammen. Geschossen wird praktischerweise mit Zähnen. Eine Scheinwelt, die derart körperlich daher kommt, entspricht überhaupt nicht den Befürchtungen kühler Computeranimationen. Bei Cronenberg läßt sich nicht erfühlen, was echt oder erzeugt ist. Deshalb bleibt - subtiler als bei anderen - die Frage: Sind wir noch im Spiel?


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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