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Entropy
USA 1999. Regie: Phil Joanou. Buch: Phil Joanou. Darsteller: Stephen Dorff (Jake Walsh), Judith Godrèche (Stella), Kelly MacDonald (Pia), Lauren Holly (Claire), Jon Tenney (Kevin), Frank Vincent (Sal), Paul Guilfoyle (Andy), Hector Elizondo (Studioboß). 104 Min. FSK: ab 12. Verleih: BMG.
Jake Walsh (Steven Dorff), ein erfolgreicher Regisseur von Videoclips für die irische Band U2, bekommt seine große Chance, einen Spielfilm für 30 Millionen Dollar zu machen. Während der Vorbereitungen in New York verliebt er sich in das französische Modell Stella (Judith Godrèche). Beider überschwengliches Glück wird von Jakes Kampf um einen halbwegs anständigen Film getrübt. Denn die sexversessenen Produzenten (-Karikaturen) wollen vor allem einen erotischen Thriller: "Denk an Paul Verhoeven!" Als Jake, dem "neuen sauberen Beamten-Spielberg" mit Jeans, weißem Hemd und dicker, schwarzer Hornbrille, sowohl Beziehung als auch "sein" Film entgleiten, stürzt er sich in eine Ehe mit einer Unbekannten und das Ende von "Entropy" zeigt ihn wieder im ratlosen Zustand der Eröffnungsszene.
Diese recht übersichtliche Handlung bricht "Entropy" immer wieder mit verschiedensten Mitteln: Jake als Erzähler seiner eigenen Geschichte stoppt die Handlung und tritt kommentierend in Standbilder hinein. Sowohl eine rauchende Katze als auch der befreundete Popstar Bono (U2) geben in surrealen Szenen Lebens- und Liebestipps. Zeitlupe und -raffer stilisieren auffällig den normalen Gang des Lebens.
Diese spaßig kommentierende Selbstreflektion der Hauptfigur soll auch das Filmemachen im großen Stil parodieren. Denn Regisseur und Autor Phil Joanou drehte wie sein Alter Ego Jake einst U2-Videos, einen Konzertfilm ("U2: Rattle and Hum") und TV-Serien wie "Wild Palms" bevor er bei "Im Vorhof der Hölle" (State of Grace, 1990) und bei "Final Analysis" (1992) seine Erfahrungen mit Studioproduktionen machte.
Der Begriff Entropie bezeichnet in der Naturwissenschaft die Entwicklung aus geordneten Verhältnissen in ein unumkehrbares Chaos. Diesem Prinzip entsprechend führt der Film Jake letztlich zu einem chaotischen, hilflosen Zustand und erzählt dabei die Geschichte seiner eigenen Entstehung. Außerdem möchte "Entropy" als romantische Liebesgeschichte funktionieren. Hier hat der Film die größten Probleme: Hauptfiguren und ihre Darsteller zeigen enorme Schwächen. Jake wirkt als distanzierter Kommentator glaubhafter als in der Rolle des leidenden Liebhabers. Stella ist ein Knäuel überzogener Emotionen, die Extrem- und Traumfrau der Drehbuchschreiber, bis auf ihre Liebe willen- und konturlos. Auch die anderen Figuren lassen Tiefe vermissen, ihre Dialoge laufen steif ab.
Dabei begegnen uns die Figuren im Ästhetischen sehr klar konturiert und ausgeleuchtet. Die überzogenen Kulissen, das aufwendig glänzende Styling aller Szenen steht im Gegensatz zur mangelnden Sorgfalt, mit der ein Übermaß an Ideen, Ansätzen und Vorhaben zusammengeworfen wurde. So funkt (-ioniert) weder die eine noch die andere Ebene. Schade um all die netten Gestaltungsideen. Wenn Jake am Ende vor den unvollendeten Materialien am Schneidetisch sitzt, möchte man auch Phil Joanou empfehlen, das Ganze noch mal zu überarbeiten.
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