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Elizabeth

GB 1998 (Elizabeth) Regie Shekhar Kapur, 121 Min.

Königs habens schwer, das muß nicht nur das Lisbeth,die Zweite mit ihren ungehörigen Blagen erfahren. Schon dieerste Elizabeth hatte einige Probleme, bevor sie in über vierzigJahren Herrschaft das "Goldene Zeitalter" für das britischeKönigreich herbeiführte. Die Tochter der Anna Boleyn wurdeim Alter von 3 Jahren für illegitim erklärt. Jahrespäter ist die herrschende Königin Mary I. dem Krebstodgewidmet, in Schüben des Wahnsinns und des Religionshassesverbannt die verbissene Katholikin ihre protestantische HalbschwesterElizabeth. Nur knapp entrinnt die junge lebenslustige Frau demTodesurteil, um bald darauf selbst gekrönt zu werden. Dochniemand gibt ihr lange in diesen unruhigen Zeiten. Die Kirche desLandes ist seit Heinrich VIII. gespalten. Es wütenGlaubenskriege, die wir mittlerweile ja nicht mehr als "alteGeschichten" abtun können. Gleichzeitig kämpfen dieeuropäischen Mächte um die Vorherrschaft. Nur eine Heiratmit Vertretern von Spanien oder Frankreich sowie die Geburt einesErben würden das Leben von Elizabeth sichern, meinen ihreBerater.

Das Thema einer Frauengeschichte wird hier besonders deutlich.Elizabeth ist ein selbstbewußte Frau, die verzweifelt versucht,selbst gemäß ihres Herzens zu entscheiden: "Weshalb sollteeine Frau überhaupt heiraten," heißt es ganz modern. StattPolitik macht Elizabeth erst einmal Party, bevor grausame Zwängezum Handeln blutig in ihr Land einfallen. Mary von Schottland (FannyArdant) überzieht den Norden mit Krieg. Mit einereindrucksvollen Streitrede im Parlament setzt die noch schwacheKönigin die Trennung von der katholischen Kirche durch. DerPapst (John Gielgud) läßt umgehend mörderischeMissionare auf die Insel schleusen. Mit brutalen Gegenschlägenfestigt Elizabeth ihre Position. Die selbstauferlegte Emanzipation zueiner jungfräulichen Königin - sehr eindrucksvoll insletzte, erstarrende Bild gebracht - geht auf Kosten der liebendenFrau.

Das Thema der Unverträglichkeit von Macht und Gefühl istnicht neu, schon 1933 ließ Greta Garbo als "KöniginChristine" das Publikum mitleiden. Die Leinwand-Offenbarung CateBlanchett ("Oscar und Lucinda") an sich macht Elizabeth mit einerängstlichen Energie, mit einer unbändigen Lebenslust um dieschmalen Lippen sehenswert. Auch die weitere Besetzung der vielenhistorischen Rollen beeindruckt: Ein süßer Joseph Fiennes(Martha trifft ....)als verliebter Lord Robert Dudley, ein schrecklich eindrucksvollerGeoffrey Rush (Shine) als treuerMeuchelmörder Sir Francis Walsingham oder Sir RichardAttenborough als braver Berater Sir William Cecil. Dochseltsamerweise bleibt der Kern der Geschichte leer. Starke Momente,düstere Gewölbe, dunkle Gestalten, eine kräftige,eigenwillige Inszenierung machen allein den Reiz des Films aus. Erarbeitet sehr kunstvoll mit expressiven Bildern, eher phantastischenals historischen Kostümen. In der Erinnerung bleibeneigenständige Momente, wie die Machtübergabe mitten aufeiner Wiese. Zuvor das Hinaustreten Elizabeths in gleißendesLicht. Das Schicksal eines Menschen läßt jedoch kühl.Kritische Blicke auf eine unersättliche Weltmacht tauchen beimdem aus der ehemaligen Kolonie Indien stammenden Regisseur Kapur aus.Der Regisseur der indischen Freiheits- und Frauenbalade "BanditQueen" bezog diesmal nur künstlerisch Position.


Eine Kritik von GünterH. Jekubzik

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