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Eiskalte Engel

USA 1999 (Cruel Intentions) Regie Roger Crumble, ca. 110 Min.

In Stephen Frears "Gefährliche Liebschaften" spann ein brillanter John Malkovitch zusammen mit Glenn Close seine Ränke um das Opfer Michelle Pfeiffer. In Milos Formans "Valmont" wurde die Geschichte fast zeitgleich etwas kunstvoller inszeniert. "Eiskalte Engel" bieten nun die mit Abstand schwächste der letzten drei Verfilmungen des Stoffes "Les Liaisons Dangereuses" von Choderlos des Laclos. Choderlos Ränke aus dem 18. Jahrhundert in Teenagerkreisen ... das paßt anfangs ganz gut, die Kids von heute sind scheinbar jeder Schlechtigkeit fähig.

Der reiche Schönling Sebastian (Ryan Phillippe aus "Studio 54") findet sein Vergnügen darin, junge Mädchen zu verführen und unglücklich zurückzulassen. Die dementsprechende Reputation des Jünglings mit dem Engelsgesicht ist eindrucksvoll. Deshalb reizt es ihn auch nicht besonders, ein wohl behütetes Naivchen zum Zwecke einer Rache an deren Zukünftigen vor der Hochzeit zu entjungfern. Doch seine seelenverwandte Stiefschwester Kathryn Merteuil (Sarah Michelle Gellar) bietet sich als Einsatz einer Wette an und so tut ihr Sebastian nebenbei den Gefallen, während er vor allem hinter der nicht minder naiven Annette Hargrove (Reees Witherspoon) her ist, die öffentlich ihre Enthaltsamkeit bekannt gab.

Der an sich hochspannende Stoff sackt auf das Niveau von Teeniefilm-Gefühlen ab, kein zynisches, kaltes Spiel ist mehr zu spüren. Keine Krankheit, kein Niedergang, eine schlappe Ahnung von Duell, mit einem erbärmlich getimten Unfall. Die Übeltäterin wird nach der typischen Solidaritätsszene ganz platt wegen Drogengebrauchs verurteilt. Die meisten Randfiguren fallen weg, die Ausgangsidee der Rache wird einfach vergessen. Handwerklich stören die schlampigen Anschlüsse. Ryan Phillippe's Valmont spielt noch ganz akzeptabel das falsche Lächeln aus. Sarah Michelle Gellar kommt in keiner Szene über das Niveau einer TV-Soap hinaus. Ein billiges Alicia Silverstone-Plagiat, das absolut "Clueless" ohne Durchblick versucht, die gleichen Grimassen zu schneiden.

Ja, es ist unfassbar, der Film nimmt irgendwann die simplen Gefühlchen der Kinder ernst und kann sich nie wieder von dieser Plattheit lösen. Er setzt eine romantische Liebe gegen die Ränkespiele, quetscht die Vorlage in eine simple Story. Das ist eine schwindelerregende Fallhöhe im Vergleich zum kalten Manipulieren der Vorlage. Wahrlich eine Kinderversion von "Liaisons Dangereuses"! Diesmal ist der Film verlogen, nicht seine Figuren. (Vom Roman bleibt nur das Tagebuch seiner Verführungen übrig, ganz altmodisch per Hand notiert, denn: "Email is for Geeks and Paedophiles ...")

Vom begabten niederländischen Kameramann Theo van den Sande ist außer in der ersten und letzten Einstellung - eine Flugaufnahme über ein Meer von Grabsteinen zu den gleich geformten Wolkenkratzern im Hintergrund und wieder zurück - nichts Spannendes zu sehen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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