Das Ende einer Affäre

GB 1999 (The End of the affair) Regie und Buch Neil Jordan, 103 Min.

Eine teuflisch - oder göttlich - raffinierte Geschichte: Ein zutiefst schmerzliches Melodram, Schicksalsschläge grausamer ausgeklügelt als vom Leben selbst oder vom besten Roman. Fangen wir damit an, dass Henry Miles (Stephen Rea), ein angesehener Gentleman in Regierungskreisen, seine Frau durch einen Freund beschatten lassen will. Der, Maurice (Ralph Fiennes), soll vorgeben, ihr Liebhaber zu sein. Dass er, der gar nicht so vorgebliche Liebhaber, sich bald selbst beschatten lässt, ist nur einer der ersten Perspektivwechsel. Sie lehren uns, dass vieles anders ist, als es der Schreiberling auf den ersten Blick vermutet. Denn Maurice Bendrix ist Schriftsteller und müsste deshalb mit den Abgründen der menschlichen Leidenschaften vertraut sein. Sein Fachgebiet ist jedoch die Eifersucht. Maurice ist eifersüchtig auf ihr Strumpfband, auf einen Knopf an ihrem Bein, er ist selbst eifersüchtig auf den Regen, der um sie ist. SIE heißt Sarah Miles (Julianne Moore) und ist die treue Gattin des anfangs erwähnten Henry Miles.

Der ungeschickte Detektiv Mr. Parkis (Ian Hart) bringt zusammen mit seinem tölpelhaft hilfsbereitem Sohn Lance eine zweite, sachliche Perspektive herein. Dabei sind seine Beobachtungen gekennzeichnet von falschen Interpretation. Hinzu kommt später Sarahs Tagebuch, dann fallen schon die Schuppen und die Tränen von den Augen.

In diesem Rahmen lebt eine Erinnerung auf. An eine Liebe während deutscher Bombenangriffe auf London. Die Affäre begann 1939 kurz vor Ausbruch des Krieges und hielt viele Bombardements durch an. Die Explosion einer V1-Rakete bildet dann den tragischen Wendepunkt im Leben der Liebenden. Sarah, überzeugt vom Tod ihrer Liebe geht einen grausamen Vertrag mit Gott ein. Das Ende der Krieges bringt auch das Ende der Affäre mit sich - scheinbar. Die kunstvoll verschachtelte Entdeckung der wahren Gründe reißt die Figuren und das Publikum gleichsam mit.

Der tief verletzte Liebhaber Maurice muss in den kommenden Monaten nicht nur mit dem Schmerz kämpfen, er hadert auch mit einem Gott, an den er eigentlich nicht glaubt. "Das Ende einer Affäre" wühlt als Liebesgeschichte tief und listenreich in Glaubensfragen.

Diese vielschichtige Geschichte ist ein überaus interessanter Fall nach dem teilweise autobiographischen Roman Graham Greenes. Eine Verfilmung war ihm immer peinlich. Doch seine sagenhafte Gedanken sind auch im Film von Neil Jordan ("Mona Lisa", "The Crying Game", "Jenseits der Träume") noch klar und treffend. Die an sich schon atemberaubenden Geschichte wird getragen von exzellenten Schauspielern: "Der englische Patient" Ralph Fiennes ("Strange Days", "Quiz Show") spielt den eifersüchtigen Narren, einen Rüpel in seiner Verständnislosigkeit. Julianne Moore ("Ein perfekter Ehemann", "Cookies Fortune", "Boogie Nights") ist immer ein Gewinn. Diesmal ist sie wie Emily Watson in "Breaking the Waves" zerrissen zwischen Glaube und Liebe, will Heilige sein und geht zumindest als Wundergläubige durch. Doch dieser Film hat die Kraft anzustecken oder zumindest nachdenklich zu machen.

In milchigen Farben ein Meisterstück aus der meisterlichen Gattung britischer Melodramen. Im Gefühlvollen ein würdiger Nachfolger von David Leans "Brief Encouter" (Begegnung). Nur die Musik von Michael Nyman ist manchmal nervig und ein Ausfall.

http://www.das-ende-einer-affaere.de


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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