Drei Engel für Charlie

USA 2000 (Charlie's Angels) Regie McG (Joseph McGinty Nichol), 96 Min

An der Frage, ob der Kritiker die originale Version oder die deutsche versynchronisierte Fassung sieht, lässt sich immer sehr schön der Unterschied zwischen Werk (wie in Künstler) und Produkt (wie in Knete) festmachen. "Charlies Angels" ist eindeutig ein Produkt, kein Film. Verkauft werden tiefe Ausschnitte, eine alte (schaut euch an, wie Farah Fawcett heute aussieht) Fernsehserie, Werbe-Einblendungen für Elektrogeräte (so nicht, Sony!), Mission Impossible-Masken, 70ger-Musik und Angelsongs auf dem Soundtrack, eine kleine Star-Show, viel Styling. Für die Nachgeborenen unter uns: Vor fast 20 Jahren schickte eine mittlerweile kultige TV-Serie drei knackige junge Damen im Auftrag eines mysteriösen Charlie wöchentlich in neue Abenteuer. Die drei neuen Engel - Cameron Diaz, Drew Barrymore, Lucy Liu - treten in immer neuen Kostümierungen auf, wobei mehr Posieren als Aktieren gefragt ist. Die Auftritte erinnern an Fotostrecken für Hochglanzmagazine. Reine Oberfläche. Da hört nämlich schon die Gemeinsamkeit mit "The Cell" auf, in dem Jennifer Lopez in viele schillernde Kostüme und Persönlichkeiten schlüpft. Persönlichkeit haben bei den Engeln höchstens ihre männlichen Gegen- und Mitspieler. Charlies Mittelsmann John (Bill Murray) und vor allem der bösartige "Thin Man" Crispin Glover.

Wie beim männlichen Kollegen Bond, ist die Eingangsszene auch bei den privatwirtschaftlichen Agenten-Mädels extrem aufwendig und eindrucksvoll. Nach einer langen Fahrt durch die Passagierreihen eines Flugzeugs geht es ab in die Tiefe bis die rasante Szene von Fallschirmen gestoppt wird. Noch ein paar Sequenzen erreichen diese - keineswegs originelle - Qualität. Action-Choreographie a la "Matrix" mit viel Zeitlupe, Prodigy-Beats auf der Tonspur und sehr alberne Gebärden. Die Handlung läuft sehr unoriginell nach Schema TV ab. Die Engel erfüllen ihren Auftrag und werden reingelegt, bis sie ganz unten sind. Werden sie sich und Charlie retten können? Der Kinoeintritt entspricht dem Kaufpreis einer Cosmopolitan, einer Max oder einer Brigitte und auch der Nährwert ist ähnlich. Drew Barrymore produzierte sich in diesem Film wieder einmal selber.

Dass erneut eine TV-Serie verfilmt wird, nimmt "Drei Engel für Charlie" selber auf den Arm - indem er "T.J. Hooker - The Movie" auf einem TV-Schirm zeigt. (Wer weiß noch, wie William "Captain Kirk" Shatner als Streifenpolizist kein Bein auf die Erde bekam!?) Kann jetzt endlich mal jemand "Das Model und der Schnüffler" mit Bruce Willis und Cybill Shepherd verfilmen? Oder - noch besser - alle Folgen wieder zeigen!

http://www.3-engel-fuer-charlie.de


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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