Donnie Brasco

USA 1997 (Donnie Brasco) Regie Mike Newell, 128 Min.

Von Günter H. Jekubzik

Die Filmographie Al Pacinos erzählt mit den drei Folgen von"Der Pate" und "Carlito's Way"allein schon eine Mafia-Geschichte. Nun trifft dieseroscargekrönte Altstar in "Donnie Brasco" auf den jungen StarJohnny Depp, der sich nach dem exzellenten Thriller"Gegen die Zeit" zumzweiten Mal im Spannungsgenre versucht.

Kaum wiederzuerkennen ist Depp als getarnter FBI-Agent DonnieBrasco. Über den alternden, erfolglosen Mafiaknecht LeftyRuggiero (Pacino) schleicht er sich in die "Familie" ein, kommt inFolge von Bandenkriegen in immer höhere Kreise. Dabei gehtallerdings die andere Familie in die Brüche. Denn Donnie, dereigentlich Joe Pistone heißt, hat Frau und drei Töchter,denen er verschweigen muß, weshalb er nach Wochen wieder nichtnach Hause kommen durfte.

Nach einer langen, sorgfältigen Entwicklung tut sich erst inden gelungenen letzten 45 Minuten ein zweites Dilemma auf: SobaldDonnie/Joe die Gangster hochgehen läßt, müßteLefty als erster dran glauben, denn er war der Bürge fürden jungen Fremden. Dabei träumt der kraftlose FamilienvaterLefty kaum noch von seinem ehemaligen Boot, mit dem er vor denZwängen der "Familie" fliehen könnte.

"Donnie Brasco" spielt in den Siebzigern als der Disco-Soundbrummte und ist nur zeitgemäß, indem erneut dermelancholische Schwanengesang auf die alte Mafiafamilie angestimmtwird. Ein Haufen frierender Typen in engen Lederjacken: DiesenFiguren haftet nichts Schimmerndes, Beneidenswertes an. Lefty hatzwar nie Geld aber immer eine Menge Regeln parat. Um das Sollfür den Boß zu erfüllen, knackt er sogar Parkuhren.Abends hängt er im Trainingsanzug auf der Couch und sieht sichTierfilme an: Das ewige Spiel von Jäger und Beute. Doch dieTrägheit täuscht, als es der Gang an den Kragen gehen soll,schlagen sie plötzlich und brutal zu:Kleine Morde unterFreunden - das "Casino"läßt grüßen.

Regisseur Mike Newell konzentriert sich auf innere Vorgängeund reduziert Spannung auf wenige Szenen. Im Zentrum steht einUndercover-Agent, der langsam in seine falsche Identitätwechselt. Weniger durch die blutigen Verbrechen, an denen er teilhat,mehr durch die "familiären" Strukturen und die Freundschaft desMannes, den er verraten muß.

Nicht nur vor der Kamera versammelten sich mit Al Pacino undJohnny Depp Ruhm und Namen. Auch Regisseur Mike Newell beglücktemit "Dance with a stranger" (1985),"Verzauberter April"(1991), "Into the west"(1993) sowie mit"Vier Hochzeitenund ein Todesfall" (1995) eine steigende Anzahl vonKinogängern. (Allerdings auch Ausfälle wie"Eine sachlicheRomanze".) Dabei kommt der Brite mit den verschiedensten Genreszurecht: Von Komödie über Kinderfilm bis zum Mafia-Drama.Fast schon vergessen ist sein Debüt im Jahr 1976 mit demKostümdrama "Der Mann mit der eisernen Maske".


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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