Dave
Erstaufführung, USA 1993, Regie: Ivan Reitman, 120 Min.
Ein einfacher, freundlicher Mann aus dem Volke gerät durch märchenhafte Umstände an die Spitze der Politik und bringt Menschlichkeit in dies verdorbene Geschäft. Diese naive Formel ist nicht nur aus der Filmgeschichte bekannt ("Mr.Smith geht nach Washington" von Frank Capra), auch die letzten Präsidentschaftswahlen der USA zeigten mit zwanzig Prozent Stimmen für Ross Perot, wie populär diese Vorstellung ist. Grund genug, noch einen Film zum Thema zu produzieren.
Dave Kovic ist der fröhliche, radfahrende Stellenvermittler aus der Kleinstadt, dessen zwillingshafte Ähnlichkeit mit dem US-Präsidenten für einen kurzen Showauftritt genutzt wird: Während sich der miese Präsident mit seiner Sekretärin vergnügt, winkt Dave dem Volk zu. Der Aushilfsjob wird jedoch zur festen Stelle, als ein Schlaganfall den Präsidenten ins Koma versetzt und der düstere Stabschef Bob Alexander Zeit braucht, seine Ränke zu schmieden. Natürlich nutzt Dave die Chance, vollbringt einige gute Taten, muß aber am Ende der Schlechtigkeit des Systems weichen.
Autor Gary Ross kombinierte den Aufstieg des aufrechten Mannes mit dem Verwechslungsmotiv, das schon in "Der Prinz und der Bettelknabe" oder in "Mond über Parador" funktionierte, fügt ein wenig "Sommersby" hinzu und mit Kevin Kline (Dave/Präsident) sowie Sigourney Weaver als First Lady müßte die Unterhaltung funktionieren. Leider ist "Dave" so nett und harmlos, daß es extrem ärgerlich wird.
Zwar wird das Kabinett als Pappfiguren hingestellt, der Haushalt ist ein Chaos, das einen einfachen Steuerberater entsetzt und der wahre Präsident wird von Maschinen gesteuert. Doch mehr als eine Arbeitsplatzgarantie im Stile eines Lehr- oder Leerstellen-Versprechens fällt dem Stellenvermittler Dave (und dem Film) auch nicht ein. "Das Land ist krank und sie werden es ins Krankenhaus bringen, auch wenn die Ampel rot ist" - so wird Dave überredet, die illegale Vertretung anzunehmen. Die politische Sicht, die "Dave" vermittelt, legt allerdings die Situation nahe, ein Blinder ohne Führerschein solle den Karren mit zugeklebten Scheiben aus dem Dreck fahren. Damit zeigt sich "Dave" noch einfältiger als "Ein ehrenwerter Gentlemen", der wenigstens Beziehungen von Wirtschaft und Politik aufzeigte. Vor allem die Kindergartenszene läßt mich wehmütig an "Bob Roberts" denken, der hier unter anderem Verweise auf Waffengeschäfte und den späteren Anschlag einbrachte, während es bei "Dave" nur um eine Love Story geht. Von diesen politischen Ansprüchen abgesehen, schuf Regisseur Ivan Reitman ("Ghostbusters", "Twins") eine unterhaltsame Komödie, mit satiremäßig flach angelegten Figuren, die kaum Mitfiebern ermöglichen. Viele bekannte US-Mediengesichter reagieren in "Dave" auf die plötzlichen Veränderungen des Präsidenten - für uns nur bei Arnold Schwarzenegger und Oliver Stone (der eine politische Verschwörung a la "JFK" vermutet) komisch. Doch draußen vor dem Kino lauern weiterhin die Garnicht So Gemütlichen neun Politik-Ereignisse.
Eine Kritik von Günter H. Jekubzik
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