Crazy - Platinum Edition

DVD-Regional Code 2., Deutsch, Dolby Digital 5.1, dts 5.1. Untertitel in Deutsch. Bildformat 16:9, Widescreen 1:1,85. 93 Min. + ca. 115 Min.

Regisseur Hans-Christian Schmid inszenierte mit "Crazy", dem Nachfolger von "23" und "Nach Fünf im Urwald", seinen dritten bemerkenswerten Jugendfilm. Die zwei (!) DVDs, die als "Platinum Edition" schnell vergriffen waren und wieder neu aufgelegt wurden, sind ebenfalls eine absolute Ausnahme auf dem Markt. Im Umfeld karger Sparversionen verdient diese reichhaltige "Edition" tatsächlich solch einen Namen.

Benny (Robert Stadlober) ist der Neue im Internat. Er kommt aus problematischen Familienverhältnissen, wird jedoch ohne Rücksicht auf seine Körperbehinderung schnell in die Gruppe um Janosch aufgenommen. Zusammen sind sie sich einig: "Jugend is Scheiße!", zusammen bestreiten sie die üblichen Jungenstreiche und erleiden die erste Liebe. "Crazy" nach dem gleichnamigen Roman von Benjamin Lebert ist nicht so verrückt wie es der Titel verspricht, aber vor allem nicht so dämlich wie die aktuellen amerikanischen Penälerscherze des Kinos.

Auf gleich zwei Scheiben sind Film, ein typisches "Making of", Musikvideos (u.a. von Echts Titelsong "Junimond"), Soundtrack-Ausschnitte, Teile des Romans sowie massig Szenen, die es nicht im Kino zu sehen gab, enthalten. Besonders gelungen ist der Audiokommentar Hans-Christian Schmids. Der Regisseur wirkt erst sympathisch unbeholfen, fesselt dann zunehmend mit vielen Details, kommt vom simplen Inhalt aufbauend zu Filmanalyse und -theorie. Schmid erzählt von seiner Vorliebe zu den genauen und diskussionsfreudigen Theaterschauspielern. Oder von der zentralen Partyszene, bei der die Jugendlichen zum Aufwärmen erst mal alleine mit Bier feierten, bevor wieder eine vielen improvisierten Szenen entstand. Auch wenn der Fragesteller fehlt, man muss unweigerlich an Truffauts Gespräche mit Hitchcock denken. Dabei sind Informationen und Erzählstil Schmids ideal auf das jüngere Zielpublikum des Films zugeschnitten. Schade nur, dass der Audiokommentar sich zu selten zurück nimmt, um besprochene Schlüsselszenen wirken zu lassen.

Die zweite Kommentarspur, mit den Produzenten, dem Romanautor und den beiden Hauptdarstellern, bleibt dagegen mit einem bemüht lockeren Tonfall beim Anekdotischen. Authentischer sind die vorbereitenden Improvisationen der jugendlichen Darsteller. Nach Geschlechtern getrennt ergibt sich in den ungezwungenen Gesprächen fast eine dokumentarische Jugendstudie. Wie sehr die Qualität von Schmids Filmen auf diesen hervorragenden Umgang mit den jungen Darstellern aufbaut, zeigt sich immer wieder auf den beiden DVDs. Auch in dem halbstündigen Porträt "Jung und verrückt". Ausgehend von den Arbeiten zu "Crazy" kulminiert die Dokumentation zu den drei Jungstars Franka Potente, August Diehl und Robert Stadlober, die Schmid mit seinen Filmen hervorbrachte. Dieses "Kinomagazin", das Peter Kremski für den WDR realisierte, beschämt in seiner sensiblen Qualität jedes flott herunter gedrehte "Making Off" und macht klar, was DVDs eigentlich bieten könnten.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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