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Corrupter

USA 1999 (The Corrupter) Regie James Foley, 110 Min.

Wieder herrscht ein Bandenkrieg in New Yorks Chinatown. Zwischen den Fronten stehen die Polizisten, von denen jeder seine eigene Moral gefunden hat und bei denen Korruption allgegenwärtig ist. Die asiatische Abteilung von Nick Chen (Chow Yun-Fat) bekommt den Neuling Danny Wallace (Mark Wahlberg mit sehr unvorteilhafter Brille) zugewiesen, einen naiven Chinesen-Fan. Er glaubt alles besser zu wissen als die Kollegen, setzt sich moralisch auf ein hohes Roß und wird tief in eine Menge Fettnäpfchen fallen. An Wallace vollzieht sich exemplarisch der Werdegang eines korrupten Polizisten, in einem undurchschaubares Geflecht von Verrat und doppeltem Täuschung, wie die zunehmende Zahl von Spiegelungen zeigt. (Als Chen viel später seinen Partner durchschaut, sieht man ihn in einem wahren Spiegelkabinett.)

Die Zwänge sind mannigfaltig. Ganz oben plant der marchiavellistische Leutnant Henry Lee seinen Komplott gegen den "Paten" Onkel Benny. Seine Marionetten pressen Schutzgelder, zwingen illegale Immigrantinnen zur Prostitution und bringen vor allem reichlich um. Bei den material-intensiven Schießereien des Film gehen immer besonders viele unbeteiligte Passanten mit drauf. Am Ende bringt die unausweichliche Freundschaft auch noch etwas Tiefe in den Film. Daß beide ein Vaterproblem haben, zieht jedoch nicht so richtig.

Allerdings verdanken wir einem der Väter die Weisheit des Films. Der alkoholsüchtige Vater von Wallace, mit seinen tödlichen Spielschulden ein ehrlicher Gauner im Gegensatz zu den korrupten Cops, sagt es: Nicht der Zweck zählt, es sind die Mittel, mit denen wir leben ...

Es gibt noch eine Überraschung, denn hinter dem Grünschnabel versteckt sich ein moral- und skrupelloser Karrierist, ansonsten verläuft die Action recht gewöhnlich. Wie in "Rush Hour" (und in begrenztem Maße "Replacement Killers") wird hier mit einer chinesisch-amerikanischen Paarung der Action-Erfolg gesucht. Als nicht ganz unwichtiger Nebeneffekt sind diese Filmchen dann auch noch in ganz verschiedenen Publikumskreisen im Westen und in Asien verwertbar.

Ist "Marky Mark" als Grünschnabel noch ganz o.k., als Polizist in Uniform muß man den mäßigen Schauspieler ("Fear" schon mit Regisseur Foley, "Boogie Nights", "The Big Hit") befremdet ansehen. Superstar Chow Yun-Fat (vom "The Killer" bis zum "Replacement Killers") fällt hingegen ungemein auf: Mal mit geheimnisvoller Mimik, mal mit überraschendem Lächeln, dann mit einer verrückten Geste, die aus einer China Oper stammen könnte.

Stilistisch ist "Corrupter" Standard, nur einige Luftaufnahmen der Skyline New Yorks und die kantigen Verbindungen zwischen einigen Szenen fallen auf. Ein etwas unbedarfter Musikeinsatz scheint eher für den Soundtrack-Verkauf geeignet als für die Wirkung des Films. Nur selten kommt etwas Atmosphäre für die Umgebung auf. Da ist man von Regisseur James Foley ("Reckless", "After Dark, My Sweet"), "Glengarry Glen Ross", "Die Kammer") Besseres gewöhnt.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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