Cop Land

USA 1997 (Cop Land) Buch und Regie James Mangold, mit SylvesterStallone, Harvey Keitel, Ray Liotta, Robert De Niro, Peter Berg,Janeane Garafalo, Robert Patrick, Michael Rapaport, AnnabellaSciorra, Noah Emmerich, Cathy Moriarty, 105 Min.

Ein Mann und seine Stadt - dieses klassische Western-Schema lebtkurz außerhalb der Stadtgrenzen New Yorks in der heutigen Zeitneu auf: Der Mann zahlte einst eine Heldentat mit dem Verlust desHörvermögens auf einem Ohr. Die Gerettete nahm sich einenanderen zum Mann. Seitdem sitzt Freddy Heflin (Sylvester Stallone)seine Zeit im Leben als frustrierter Sheriff von Garrison, New Jerseyab. Der einfache Sheriff ist umgeben von blau-uniformierten Cops ausNew York, die hier in Garrison, New Jersey wohnen. Übergünstige Kredite finanzierten sie sich ein sicheres Leben,schufen eine Gemeinschaft mit der niedrigsten Kriminalitätsrateim weiten Umkreis: Cop Land. Der Fluß trennt die Polizisten undihre Familien von ihrem mörderischen und undankbaren Job in derStadt.

Freddy Heflin würde gerne zu ihren gehören, doch diehalbseitige Taubheit verhinderte seine Aufnahme in den Polizeidienst.Zu seinen vornehmsten Aufgaben gehört nun, beiGeschwindigkeitsüberschreitungen der Kollegen von drübenwegzuschauen, Stofftiere nach Hause zu bringen und Ärger umMüllsäcke zu schlichten. Abends sitzt er mit seinen Heldenin der Polizistenkneipe, wird dort als hilfsbereiter Trottelgeduldet.

Als der junge, bereits hochdekorierte weiße Polizist Murray"Superboy" Babitch (Michael Rapaport) im betrunkenen Zustand zweiSchwarze erschießt, versuchen die schnell eintreffendenKollegen routiniert, die Situation zu verfälschen. Siemüssen aber schließlich einen Selbstmord Babitchsinszenieren. Das Ganze ereignet sich bedeutungsvoll auf derBrücke zwischen New York und New Jersey. Während Heflineher zufällig bemerkt, daß Babitch in Garrison verstecktwird, untersucht Moe Tilden (Robert De Niro), ein Beamter derPolizeiaufsicht Internal Affairs, noch schwerwiegendere Verbrechender hier versammelten Polizistenschaft. Er appelliert vergeblich anHeflins Pflichtgefühl. Es gibt zwar einige Verluste, doch RayDonlan (Harvey Keitel) der heimliche Führer von Cop Landhält das System des kollegialen Schweigens unter Kontrolle. Erstals Heflin versteht, daß Babitch doch ermordet werden soll unddieser ihn um Hilfe bittet, wird der träge Sheriff aktiv. DochInternal Affairs haben den Fall aufgrund der einflußreichenBeziehungen von Ray Donlan schließen müsen und Hefflin istgezwungen, alleine mit seinem Gewehr zum Finale zu schreiten.

Vor allem im Finale und im moralischen Dilemma Freddy Heflinsglänzt der alte Western unübersehbar hervor: Mangoldverehrt nach eigener Aussage die Helden dieses Genres und die Werte,die sie vertraten. Der Rollenname Stallones verweist auf denSchauspieler Van Hefflin (1910 - 1971). So entstand bewußt einaltmodischer Film, im deutlichen Gegensatz zu (post-) modernenTrends, die alles nur zitieren und ironisch relativieren. Vielleichtsind Hollywood und amerikanische Medien deshalb so von Mangolds "CopLand" begeistert?

Denn besonders außergewöhnlich ist "Cop Land" nicht.Der eindrucksvoll besetzte Film schafft es zwar, mit einem satten,ruhigen Rhythmus zu interessieren. Auch die Musik von Howard Shoreist bemerkenswert. Mit gefühlvollen Posaunenstecken klingt einHeldenabgesang von der Tonspur. Kaum eine Szene ohne drei bisfünf Stars im Bild - und das bei einem "Neuling" im großenHollywood-Geschäft und einem "bescheidenen" Etat von 20Millionen Dollar. Bereits als die Produzenten von Miramax einigeSzenen von Mangolds Erstling "Heavy" sahen, gaben sie das O.K.für "Cop Land". Als dann Stallone zusagte und sich auchbereiterklärte, seine Muskeln unter einer überraschendenFettlage zu verstecken, war der Damm gebrochen. DeNiro, Keitel,Rapaport und andere übernahmen ihren Part - so marginal odernegativ die Rolle auch war. Und während Stallone mit seinerenormen Passivität - ein weiterer extremer Gegensatz zu seinemactionbetontem "Judge Dredd" - auffällt, spielen DeNiro undKeitel ihren immer noch eindrucksvollen Qualitätsstiefel runter.Zu recht wird auf die Sonderstellung dieser Rolle in StallonesRepertoire hingewiesen. Allerdings kommt der Charakter Heflins denMöglichkeiten Stallones sehr weit entgegen. Und das Schema vonErniedrigung und Rache aus "Rambo","Rocky" und unzähligenanderen gewaltätigen Filmen wiederholt sich im Prinzip auch in"Cop Land". Nur die jeweiligen Anteile kehren sich um.

Die unverfrorene Routine, mit der die Cops aus Garrison ihr Rechtausführen, erschreckt und fasziniert. Mangold wuchs selbst ineiner Gegend auf, die hauptsächlich von Polizisten undFeuerwehrleuten aus New York bewohnt war. (Wird sein nächstenFilm "Burn Land" heißen?) Doch Mangold besänftigt dieBeunruhigung mit der Lösung "One Good Cop" - es gibt einenAufrechten unter den Sündern. Dieser halbherzige Abschlußnähert das altmodische Werk doch wieder den von Mangoldverachteten modernen Zynismen an.

PS: Mittlerweile dürfen sich New Yorker Polizistenanscheinend nicht mehr außerhalb der Stadt ansiedeln.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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