Chicken Run - Hennen Rennen

GB/USA 2000 (Chicken Run) Regie Peter Lord, Nick Park, 91 Min.

Beim Dreh von "Schindlers Liste" gab es in Europa kaum noch Schwarzweiß-Film, weil Steven Spielberg alles brauchte. Nun kann man davon ausgehen, dass Generationen englischer Kinder ohne Knetgummi aufwachsen müssen. Peter Lord und Nick Park, die preisgekrönten Schöpfer von "Wallace & Gromit" und vielen anderen Kurzfilmen in Knetfiguren-Animation haben ihren ersten Langfilm vollendet.

Ihre Helden sind in einem KZ-ähnlichen Barackenlager gefangen. Die Drangsale ihrer Wärter sind schon unerträglich, nun droht ihnen auch noch der sichere Tod. In guter alter Tradition britischer Gefangenenlager (-filme) planen die Verzweifelten mit mutiger Entschlossenheit den Ausbruch.

"Sie" sind allerdings keine heroischen Brit-Stars, sie sind ein Haufen bunter Hühner, die von ihrer Farm fliehen wollen. Vor allem die Henne Ginger entwirft einen Fluchtplan nach dem anderen, die jeweils auf grandios tragikomische Weise scheitern. Erst der vorwitzige amerikanische Hahn Rocky (mit der Stimme von Ingolf Lück, wen's interessiert), der eines Abends ins Gatter geflogen kommt, gibt ihr neue Hoffnung. Doch während der Scharlatan die ihm zufliegende Begeisterung der Damen genießt, bastelt der Bauer Mr. Tweedy auf Geheiß seiner habgierigen Frau an einer mörderischen Höllenmaschine - einer Hühnerpastetenproduktion ...

Allein die Vorstellung von Hühnern als Helden ist für eine Lachnummer ausreichend. Die mutige Ginger, das ingeniöse Holland-Huhn Mac, die naive Dauerstrickerin Babs und der Kriegsveteran Fowler präsentieren auf wenigen Quadratmetern des Freilaufgeheges mehr komisch-sympathische Persönlichkeit als eine Sommerproduktion hollywoodscher Hitfilme.

Während bei der grausamen Mrs. Tweedy ein humanistisches "Ave Maria" ertönt, läuft im Hühnerstall eine wilde Party mit Rockys Yankee-Musik. Selbst die ausgefuchsten Kleinhändler, zwei Ratten, sind da begeistert. Und das Publikum erstmal: Action wie bei James Bond und Indiana Jones im Federkleid, das hat man noch nicht gesehen. Zum Held gehört selbstverständlich auch eine Romanze und ein grandioses Finale.

Die von Peter Lord, Nick Park (und einigen anderen) zu Weltruhm gebrachte Knetfiguren-Animation muss man sich so vorstellen: Wie basteln uns aberwitzig komische Figuren, stellen sie in eine umwerfend komische Szene und machen davon ein Filmbild. Das Ganze wiederholt man 24 mal pro Sekunde und schon kommt man aus dem Lachen nicht mehr heraus. Zu den Details gehört die Bezahnung (!) der Körnerpicker und die exquisite Lippenführung. Sechzig verschiedene Schnäbel sorgen unter anderem dafür, dass wir jede Regung um Hühnermagen tief in unseren Herzen mitfühlen.

Steven Spielberg wird übrigens die Initialzündung für "Chicken Run" zugeschrieben: "Mein Lieblingsfilm ist 'Gesprengte Ketten' und ich halte 300 Hühner!" Schon war die Vorstellung eines Huhns da, dass sich mit einem Löffel in die Freiheit gräbt.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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