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Central Station

Brasilien 1997 (Centrao do Brasil) Regie Walter Salles, 99 Min.

Menschen und ihre Geschichten: Sie kommen zu Dora (Fernanda Montenegro), der ehemaligen Lehrerin im Hauptbahnhof von Rio. Dora schreibt für Analphabeten Briefe und kassiert einen Real. Wenn die Kunden zwei zahlen und sie durch die Zensur der Schreiberin kommen, schickt sie die Grüße, Hilferufe und Liebesgedichte auch ab. Aber nur wenige schaffen es, nicht von Doras allabendlicher Mißgunst zerrissen zu werden, denn die alte Frau hat ihre Sympathien für die Menschen längst aufgegeben. So läßt sie der neunjährige Josué auch kalt, dessen Mutter gerade noch einen Brief schreiben ließ und dann vor dem Bahnhof überfahren wurde. Joshué droht das Schicksal der Straßenkinder Rios und daß einer dieser Elenden wegen eines einfachen Mundraubes umgebracht wurde, macht der Film knallhart deutlich. Dora schafft es noch gerade, den Jungen zu einer Menschenhändlerin zu bringen. Doch mit dem Geld in der Tasche, kommen die Skrupel, sie befreit Joshué und muß nun mit ihm fliehen.

Gemeinsam reisen sie nun tausende Kilometer durch Brasilien, auf der Suche nach Jesus, dem Vater Joshués. Sie lernen sich kennen und langsam fallen die vielen gegenseitigen Abneigungen von ihnen ab. Sie lernen auch ihr Land kennen, Gegenden, Menschen und Traditionen. "Central Station" ist eine einfühlsame, bewegende Geschichte, aber nicht auf die abgedroschene Art. Die Bilder sind klar und trotzdem atmen sie Poesie. Das Leben ist hart, doch irgendwo in der allgegenwärtigen Armut lebt auch Hoffnung und Hilfsbereitschaft auf.

"Central Station" erhielt den Goldenen Bären der Berlinale 1998 und den Silbernen Bären für Fernanda Montenegro als beste Schauspielerin. Er ist auch ein hoffnungsvolles Zeichen für das Wiederaufleben des brasilianischen Films, der durch staatliche Willkür völlig lahmgelegt war. Walter Salles drehte nach "Central Station" den exzellenten Fernsehfilm "Mitternacht" für die Arte-Reihe "Jahrtausendwende".

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