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Cascadeur - Die Jagd nach demBernsteinzimmer

BRD 1998 (Cascadeur) Regie Hardy Martins, 106 Min.

Eine junge Frau (Regula Grauwiller) ist auf der Flucht voralbernen, aber angeblich doch gefährlichen Killern. Die Jagdstört den trauernden, zurückgezogen lebenden Vincent (HardyMartins) auf, einen Naturburschen im Schwarzwald. Seine Motive sindzwar nicht nachzuvollziehen, doch jetzt mischt auch er kräftigmit und kann als ehemaliger Stuntheld seine Kunststückchenzeigen.

Fallschirmsprünge, Explosionen, viele Crashs,Verfolgungsjagden und das Rumhängen an allen möglichenFlugobjekten ergeben eine Art Katalog für Actioneinlagen.Tatsächlich geht es nur um "Action Made in Germany". StuntmanHardy Martins steht mit Gleichgesinnten hinter diesem Projekt, daserst spät von Filmfachleuten begleitet wurde. Die aus deneinfachsten Mustern zusammengeklaubte Handlung bildet nun einenextrem dünnen Faden, der die vielen Stunt-Spielereienzusammenhalten soll. Da ist die berüchtigte Ladehemmung ebensounverzichtbar wie die unnötigen letzten Sätze. WährendVincent seine Stuntarbeit mit humoristischem Unterton ableistet,erinnern wir uns kurz an "IndianaJones" und spielen nochmals leichtfertig mit Naziideologie rum."Cascadeur" hat sich viel abgekuckt, aber an allen Ecken und Kantenmerkt man, daß filmisches Handwerk fehlt. Die Kausalitätvon "auf A folgt B" bekam das Team gerade noch hin, die Logik des"Warum?" längst nicht mehr. Das Ganze würzen vieleAnschluß- und noch mehr Schnittfehler. Dann wurde schlechtnachsynchronisiert und fertig ist ein Produkt, das sich wagt, mitmehr als 300 Kopien an den Start zu gehen. So was nennt man wohlSommerloch ...

Es gibt in der Materialschlacht genau EINEN gelungenen Gag (sollich ihn hier verraten?) und zwei gute Schauspieler, von denen nurHeiner Lauterbach als böser "Oberst" eine richtige Rolle hat.Hauptdarsteller Hardy Martins macht auf blasse Jean-ClaudeVan Damme-Kopie. Jemals gehört den Namen? Dann interessierenSie sich wohl nicht für Stunts? Die machte und koordinierteMartins nämlich für Peter Timm und Dominik Graf. Daßder Crashfahrer nun die Regie in die Hände bekam, zeugt vongroßer Risikobereitschaft des Produzenten. Aber der heißtauch Hardy Martins. Regula Grauwiller ... Regula Grauwiller ... naja, die ist auch dabei!

Die Begeisterung für Action und Stunts bringt einenrücksichtslosen Umgang mit dem Menschenmaterial mit sich. Nichtdaß die erbärmlichen Dialoge, die selbst im Comichölzern wirken würden, besonders viel aus den Karikaturenmachen. Doch die Leichtigkeit, mit der Figuren und Passanten, die imWeg stehen, "beseitigt" werden, erschreckt. Darin zumindest kann"Cascadeur" mit den miesesten US-Streifen mithalten. Der Rest ist nurfür Kulturforscher interessant, die wissen wollen, wie einEntwicklungsland mit wenig Geld unoriginell Action nachmacht.


Eine Kritik von GünterH. Jekubzik

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